Die Leichtathleten leiden bei der WM: Katastrophe in Katar
Wer die naive Hoffnung hatte, dass die WM in Doha doch gar nicht so schlimm wird, weiß es nach den ersten Tagen besser. Ein Kommentar.
Die Leichtathletik-WM hat erst am Freitag begonnen, doch schon jetzt ist sie eine Katastrophe. Denn in Doha zeigt sich in beeindruckender Weise, was passiert, wenn Funktionären bei der Planung von Großevents die Sportler und die Zuschauer vollkommen egal sind.
Was ist das überhaupt für eine wahnsinnige Idee, eine Leichtathletik-WM im Wüstenstaat Katar stattfinden zu lassen?
Es klingt wie ein Projekt vom Konzeptkünstler Christo oder ein Gag im Programm von Comedian Oliver Pocher, ist aber tatsächlich Realität im Sportkalender 2019. Naive Hoffnungen, es würde doch gar nicht so schlimm in Katar, können nach den ersten Tagen verworfen werden.
Besonders leiden die Sportler. „Da draußen haben sie uns in einen Backofen geschoben. Sie haben aus uns Meerschweinchen gemacht, Versuchstiere“, sagte der französische Geher Yohann Diniz, der sein Rennen nach nicht einmal 20 Kilometern abbrach.
Furchtbar lief auch der Marathon der Frauen. Bei 32 Grad und 73 Prozent Luftfeuchtigkeit gaben 28 von 68 Läuferinnen auf. „Es war schrecklich. Ich habe mich noch nie so schlecht gefühlt“, sagte eine von ihnen, die italienische Spitzenläuferin Sara Dossena.
Die Gesundheit der Sportler scheint dem Leichtathletik-Weltverband IAAF weniger wert zu sein als die Zusatzmillionen, die Katar im Gegensatz zu den anderen Bewerbungen von Barcelona und Eugene (USA) wohl zugesagt hat.
Das nächste Sportevent in Katar ist nicht mehr weit weg
Selbst die potentiellen Zuschauer vor Ort sind nicht wirklich begeistert. Beim 100-Meter-Rennen der Männer, einem der Highlights der WM, saßen nur etwa 10000 Menschen im Stadion. Ein trauriger Anblick war das auf den Tribünen. Dabei hatten die katarischen Veranstalter die Kapazität des klimatisierten Stadions sogar vorsorglich verringert und ganze Blöcke abgedeckt.
Das einzig Positive dieser WM könnte sein, dass die großen internationalen Sportverbände daraus lernen und in Zukunft andere Austragungsorte wählen. Aber da wären wir wieder bei naiven Hoffnungen: Schon 2022 wird die Fußball-WM in Katar stattfinden – im Winter. Es wird der nächste Wahnsinn.