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Gibt's künftig weniger zu sehen? Nordkoreas Diktator Kim Jong Un will sein nukleares Testgelände im Nordosten des Landes schließen.
© KCNA/KNS/AFP

Nordkorea nach dem Friedensgipfel: Kim Jong Un gibt erste Taten bekannt

Nordkoreas Diktator Kim Jong Un will nach südkoreanischen Angaben sein Atomtestgelände schließen – wenn die USA ein Nichtangriffsversprechen geben.

Zumindest eine konkrete koreanische Wiedervereinigung hat Nordkoreas Diktator Kim Jong Un beim Gipfeltreffen mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In am Freitag bereits bekannt gegeben. „Es macht mich traurig, wenn ich sehe, dass dort zwei Uhren an der Wand des Friedenshauses hängen, eine für die Seoul-Zeit und eine für die Pjöngjang-Zeit“, hatte Kim Jong Un nach Auskunft des südkoreanischen Präsidialamtes vom Sonntag gesagt. Nordkorea hatte 2015 die landesweite Zeit anlässlich der 70-jährigen Befreiung vom japanischer Besatzung um eine halbe Stunde zurückstellen lassen. „Weil wir es waren, die die Standardzeit geändert haben, werden wir zur ursprünglichen Zeit zurückkehren“, sagte Kim Jong Un laut Präsidialamt. „Sie können das öffentlich machen.“

Zwei Tage nach dem spektakulären Gipfeltreffen auf der südkoreanischen Seite des Grenzortes Panmunjom hat Südkoreas Präsidialamt am Sonntag erste konkrete Maßnahmen bekannt gegeben. Dabei kommt der Rückkehr Nordkoreas zu einer gemeinsamen koreanischen Zeitzone nur eine untergeordnete Bedeutung zu. Viel bedeutsamer ist die Ankündigung Kim Jong Uns, dass Atomtestgelände Punggye-ri im Nordosten des Landes schließen zu wollen. Auf dem Gelände fanden bisher alle sechs Atomtests Nordkoreas statt. Nordkoreas Diktator wolle Journalisten und Sicherheitsexperten aus Südkorea und den USA einladen, damit die Schließung überprüft werden könne, erklärte Moons Sprecher Yoon Young Chan. „Wenn wir öfter miteinander reden, Vertrauen schaffen und uns das Versprechen gegeben wird, den Krieg zu beenden und nicht angegriffen zu werden, gibt es für uns keinen Grund mehr, Atomwaffen zu besitzen“, habe Kim laut Yoon gesagt.

Der Schritt würde zeitlich in etwa mit Kims geplantem Gespräch mit US-Präsident Donald Trump zusammenfallen. Trump nannte einen möglichen Termin für das erste amerikanisch-nordkoreanische Gipfeltreffen in drei bis vier Wochen.

Bolton spricht vom "Libyen-Model des Jahres 2003, 2004" als Vorbild

Den USA warf Kim weiterhin vor, „grundsätzlich feindselig“ gegen Nordkorea zu sein. Trotzdem würden sie erkennen, sobald die Gespräche begännen, dass er nicht die Person sei, die Atomwaffen nach Südkorea oder über den Pazifik hinweg in die USA abfeuere. Trump bekräftigte zuletzt, den „maximalen Druck“ auf die Führung in Pjöngjang aufrechterhalten zu wollen. Die USA würden nicht nachlassen, bevor eine Zerstörung aller Atomwaffen auf der koreanischen Halbinsel erreicht sei, sagte Trump am Freitag. Nordkorea verfügt nach eigenen Angaben über Interkontinentalraketen, die einen Atomsprengkopf bis auf das amerikanische Festland befördern können.

Trumps neuer Sicherheitsberater John Bolton sagte gegenüber „Fox News“, dass die USA in den kommenden Gesprächen mit Nordkorea über Denuklearisierung „das Libyen-Model des Jahres 2003,2004 im Sinn“ hätten. Demnach müsste Nordkorea erst sein gesamtes Nuklearprogramm zerstören, bevor die USA im Gegenzug Zugeständnisse machen.

Kim hatte im Gespräch mit Moon erneut einen Abbau seines Atomwaffenprogramms versprochen, aber keine Details genannt. Kim entgegnete jedoch beim Treffen mit Moon Skeptikern, er würde nicht nur die Teile der Anlage schließen, die nicht mehr nutzbar seien. Die Öffentlichkeit werde sehen, dass weitere Tunnel in dem Gelände „noch in sehr gutem Zustand“ seien, wurde er zitert. Das Atomtestgelände ist nach Einschätzung chinesischer Geologen durch die Atomtests beschädigt und zurzeit unbrauchbar.

Beide Koreas beendeten ihren Gipfel mit einer weit gefassten Erklärung für „Frieden, Wohlstand und Wiedervereinigung“. Unter drei Hauptpunkten werden Schritte für Austausch und Zusammenarbeit, Maßnahmen zur militärischen Entspannung sowie Pläne für einen dauerhaften Frieden genannt, einschließlich eines Friedensvertrages in diesem Jahr und der „kompletten Denuklearisierung“.

Wie und bis wann dies konkret erreicht werden soll, blieb unklar – ebenso welche Gegenleistungen Nordkorea erwartet. Experten wiesen darauf hin, dass Pjöngjang in der Vergangenheit immer wieder Zusagen gebrochen habe und der schwierige Teil der Verhandlungen erst noch bevorstehe. (mit dpa)

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