zum Hauptinhalt
Der US-Klimabeauftragte Kerry und EU-Kommissionschefin von der Leyen am Dienstag in Brüssel.
© Oliver Hoslet/REUTERS

Klimaschutz: Kerry sucht Schulterschluss mit der EU

In Brüssel wirbt der US-Beauftragte Kerry für ambitionierten Klimaschutz. Doch auch die USA müssen bei der Treibhausgas-Minderung noch konkrete Zahlen liefern.

Der US-Klimabeauftragte John Kerry hat die Weltgemeinschaft beschworen, vor der Klimakonferenz in Glasgow im kommenden November entscheidende Schritte zur Minderung von Treibhausgasen einzuleiten. Die Konferenz in Glasgow sei die letzte Gelegenheit, „dass die Welt zusammenkommt“ bei der Umsetzung des Pariser Klimaabkommens, sagte Kerry am Dienstag bei einem Besuch in Brüssel.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Kerry ist der erste hochrangige Vertreter der Administration von US-Präsident Joe Biden, der nach dem Machtwechsel in Washington Brüssel besucht. Er sei gekommen, um „die Gespräche mit unseren Freunden in Europa wieder neu aufzunehmen“, sagte Kerry. Nach der Abwahl des früheren US-Präsidenten Donald Trump hatte Biden die Rückkehr seines Landes ins Pariser Klimaabkommen beschlossen. In Paris war 2015 von beinahe 200 Staaten beschlossen worden, dass die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad begrenzt werden soll.

Wie Kerry in Brüssel an der Seite des für den Klimaschutz zuständigen Kommissionsvizes Frans Timmermans ausführte, ist das Pariser Abkommen noch kein Garant für einen ausreichenden Klimaschutz. Ungeachtet der Beschlüsse von Paris sei immer noch mit einer Erderwärmung von mindestens 3,7 Grad zu rechnen, so Kerry. Er beklagte, dass die Weltgemeinschaft hinter den Pariser Ankündigungen von 2015 zurückgeblieben sei.

In Glasgow soll die Trendwende gelingen

Bei der UN-Klimakonferenz im schottischen Glasgow soll es darum gehen, dass tatsächlich eine Trendwende hin zu niedrigeren Treibhausgas-Emissionen erreicht wird. Kerry verwies dabei auf neue Verfahren wie die Abscheidung von CO2 oder die Wasserstoff-Technologie. Biden plant am 22. April einen internationalen Klimagipfel, mit dessen Hilfe vor der Konferenz in Glasgow das Tempo beim Klimaschutz erhöht werden soll.

Kerry kündigte vor einem Gespräch mit Timmermans und der EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen an, dass die Zusammenarbeit zwischen den USA und der EU beim Klimaschutz verstärkt werden solle. Die EU-Staaten haben bei einem Gipfeltreffen im vergangenen Dezember beschlossen, dass der Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 um mindestens 55 Prozent unter den Wert von 1990 sinken soll.

USA haben Klimaziel noch nicht bekannt gegeben

Welches mittelfristige Ziel zur Reduzierung von Treibhausgasen die USA anstreben, soll in Washington bis zum Gipfel im April bekannt gegeben werden. Der frühere Präsident Barack Obama hatte noch zugesagt, den Ausstoß von Treibhausgasen um 26 bis 28 Prozent im Vergleich zum Jahr 2005 zu senken. Klimaschützer verlangen nun von Biden, dass die USA bis 2030 zu einer Reduktion um 50 Prozent kommen müssen.

Allerdings dürften die Anstrengungen der EU und der USA nichts nutzen, wenn nicht andere wichtige Player wie China und Indien mitziehen. Bei einem Abendessen wollen Timmermans und Kerry daher heute in Brüssel unter anderem besprechen, wie möglichst viele Staaten vor der UN-Klimakonferenz in Glasgow ins Boot geholt werden können.

Rüffel für Johnsons Kohle-Pläne

Zu denen, die auf einen Erfolg des Klimagipfels in Schottland setzen, gehört nicht zuletzt Gastgeber Boris Johnson. Mit dem britischen Premier war Kerry bereits am Montag in London zusammengetroffen. Anschließend wurde der US-Klimabeauftragte in der BBC-Sendung „Newsnight“ gefragt, was er denn von den Plänen Johnson halte, in der Grafschaft Cumbria im Nordwesten Englands eine neue Steinkohlemine zu eröffnen. Kerry machte deutlich, dass er nichts von dem Projekt hält: „Der Markt hat entschieden, dass Kohle nicht die Zukunft ist“, sagte er.

Zur Startseite