Verhandlungen mit Athen: Kein schneller Durchbruch absehbar
Die Gespräche zwischen Athen und den Geldgebern in Brüssel ziehen sich weiter hin. "Noch mehrere Tage" dürfte über die von Griechenland erwarteten Reformen gefeilscht werden, heißt es aus EU-Kreisen.
Yanis Varoufakis als Liebling der Frauen – dieses Image dürfte der griechische Finanzminister so schnell nicht wieder loswerden, seit sich sein Vater am Wochenende in der griechischen Zeitung „Ethnos“ für den Sprössling in die Bresche geworfen hat. Neben den fachlichen Fähigkeiten des umstrittenen Ökonomen kam Giorgos Varoufakis nämlich auch darauf zu sprechen, wie sein Filius in der Damenwelt ankommt. So habe die IWF-Chefin Christine Lagarde den Junior, der seinen lockeren Kleidungsstil zum Markenzeichen gemacht hat, „wirklich gern – so wie übrigens alle Frauen in Europa und in Griechenland“, berichtete der 90-Jährige.
Allerdings stößt bei den Verhandlern des Internationalen Währungsfonds, die seit der vergangenen Woche gemeinsam mit den übrigen Vertretern der Ex-Troika in Brüssel verstärkt nach einer Lösung in der Schuldenkrise suchen, längst nicht alles auf Gegenliebe, was derzeit von den griechischen Verhandlern angeboten wird. Nach den Worten des griechischen Arbeitsministers Panos Skourletis tritt der IWF bei den Verhandlungen in Brüssel härter auf als die übrigen Geldgeber-Institutionen – also die Europäische Zentralbank (EZB) und die EU-Kommission. Skourletis beklagte sich in einem Interview mit dem Fernsehsender „Mega TV“ darüber, dass der IWF in den Gesprächen weiter auf seinen Forderungen nach einer Arbeitsmarktreform, inklusive Rentenkürzungen und Massenentlassungen, beharre.
Auch die EU sieht Nachbesserungsbedarf
Allerdings ist es nicht allein der Internationale Währungsfonds, der noch erheblichen Nachbesserungsbedarf von griechischer Seite bei den Gesprächen der „Brüsseler Gruppe“ sieht. Es liege noch einige Arbeit, in einigen Themenfeldern „noch sehr viel Arbeit“, vor den Verhandlern, hieß es am Montag aus EU-Kreisen. Die Gespräche sollten am Montagnachmittag fortgesetzt werden. „Es sieht so aus, dass noch mehrere Tage in Brüssel weiter verhandelt wird“, hieß es weiter. Allerdings scheint die griechische Seite inzwischen – anders als in der Vergangenheit – tatsächlich auf eine Lösung mit den Geldgebern hinzuarbeiten, die eine baldige Freigabe der von Griechenland dringend benötigten Hilfsmilliarden ermöglichen würde. Athen muss eine mit den Geldgebern abgestimmte Reformliste vorlegen, um an die letzte Tranche in Höhe von 7,2 Milliarden Euro aus dem bis Ende Juni verlängerten Hilfsprogramm zu kommen.
Derweil gab es über das Wochenende ein weiteres Mal unterschiedliche Signale aus der griechischen Regierung darüber, wie dringend Athen die Milliarden der Gläubiger benötigt. Finanzminister Varoufakis erklärte, dass Athen „selbstverständlich“ auch ohne einen neuen Milliardenkredit überlebensfähig sei. Dagegen hieß es aus anderen Regierungskreisen in Athen, dass alle Seiten eine Einigung im Mai anstrebten.