Gebetswoche für Einheit der Christen: Kardinal Marx ruft zu mehr Seenotrettung auf
Man müsse sich zu den christlichen Wurzeln bekennen, sagt der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Die Politik dürfe man nicht aus ihrer Verantwortung entlassen.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat das kirchliche Engagement zur Rettung von Flüchtlingen aus Seenot auf dem Mittelmeer verteidigt. Zwar gebe es „keine einfachen Antworten auf die Fragen von Flucht und Migration“, sagte Marx am Mittwochabend beim zentralen ökumenischen Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen im Münchner Liebfrauendom. Man wolle und könne aber die „politischen Akteure nicht aus ihrer Verantwortung entlassen, dafür zu sorgen, dass das Sterben im Mittelmeer aufhört“. Sonst würde man sich nicht mehr zu den eigenen biblischen Wurzeln bekennen, sagte der Münchner Erzbischof laut Mitteilung vom Donnerstag.
Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm rief in seiner Predigt dazu auf, „gerade in stürmischen Zeiten“ Christus in die Mitte zu stellen. Er verwies auf die Angst vieler, die Kirche könne infolge des Mitgliederschwundes untergehen. Es gelte, bei allen notwendigen Programmen und Reformen den Blick ganz neu auf Christus zu richten und auf sein Wort zu hören, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Jesus habe gesagt: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr keinen Glauben?“, mahnte der Landesbischof.
Seit 2014 mehr als 15.000 Tote im Mittelmeer
Laut UNHCR sind im vergangenen Jahr erneut über tausend Menschen im Mittelmeer ertrunken. Es ist das sechste Jahr in Folge, in denen die Opferzahlen dreistellig sind. Seit 2014 schätz man, dass mindestens 15.000 Männer, Frauen und Kinder im Mittelmeer ums Leben gekommen sind. Anfang Januar hatte Kardinal Marx 50.000 Euro für ein Seenotrettungsschiff bereitgestellt. Auch EKD-Ratsvorsitzender Bedford-Strohm hat seine Unterstützung zugesagt und daraufhin Morddrohungen erhalten.
Neben Bedford-Strohm und Marx standen der rumänisch-orthodoxe Bischof Sofian von Kronstadt und Bischof Serovpé Isakhanyan von der armenischen apostolischen Kirche in Deutschland dem Gottesdienst vor. Die weltweite Gebetswoche für die Einheit der Christen vom 18. bis 25. Januar begehen Christen aller Konfessionen auf der Nordhalbkugel seit 1908 mit Gottesdiensten und Begegnungen. Vorbereitet wird sie jedes Jahr von einer ökumenischen Gruppe aus einem anderen Land, dieses Jahr waren es Christen aus Malta. Ihr liturgischer Entwurf steht unter dem Leitwort „Sie waren uns gegenüber ungewöhnlich freundlich“ und bezieht sich auf den Schiffbruch des Apostels Paulus auf Malta.
Die Gebetswoche wird vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen und dem Ökumenische Rat der Kirchen verantwortet. In Deutschland wird sie von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) getragen. (epd, Tsp)
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