„Stehen für die Seenotrettung ein“: Morddrohungen gegen EKD-Bischof wegen Flüchtlingsschiff
EKD-Chef Heinrich Bedford-Strohm hat ein eigenes Schiff zur Rettung von Migranten im Mittelmeer angekündigt – und deshalb jetzt Morddrohungen erhalten.
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm hat nach dem Bekanntwerden von Plänen der Evangelischen Kirche für ein eigenes Flüchtlings-Rettungsschiff Morddrohungen erhalten. Im Zusammenhang mit seinem Engagement für die Seenotrettung auf dem Mittelmeer habe er „recht konkrete Drohungen“ bekommen, sagte Bedford-Strohm der „Augsburger Allgemeinen“.
Die Morddrohungen gegen ihn nehme er zwar „nicht sehr ernst“, sagte Bedford-Strohm. Es sei aber dennoch wichtig, dass diese konsequent von der Polizei verfolgt würden. Dies gelte nicht nur für Drohungen gegen ihn persönlich, sondern etwa auch für WDR-Mitarbeiter, die wegen des von einem Kinderchor vorgetragenen satirischen Liedes „Meine Oma ist ne alte Umweltsau“ Drohungen erhielten.
„Völlig unabhängig davon, wie man das satirisch gemeinte Lied beurteilen mag, sind die Morddrohungen gegen die WDR-Mitarbeiter in keinem Fall hinnehmbar“, betonte der EKD-Ratsvorsitzende.
Eigenes Schiff soll Ende Januar gekauft werden
Die Seenotrettungspläne der Evangelischen Kirche verteidigte Bedford-Strohm in der Zeitung. Mit „politischem Aktivismus“ hätten die Pläne nichts zu tun. „Wir stehen für die Seenotrettung ein“, betonte Bedford-Strohm. Dies gelte auch für andere Hilfsorganisationen: „Wenn das Handeln der Seenotretter kriminalisiert wird, haben sie uns auf ihrer Seite“, sagte der EKD-Ratspräsident.
Dem von der Evangelischen Kirche gegründeten Aktionsbündnis United4Rescue haben sich inzwischen mehr als 150 Organisationen angeschlossen. Ende Januar will das Bündnis nach eigenen Angaben das Schiff „Poseidon“ aus dem Besitz des Landes Schleswig-Holstein kaufen. Es soll zur Seenotrettung auf dem Mittelmeer eingesetzt werden.
Der Kirchenvertreter kritisierte zudem einen Mangel an Ethik im Internet. Es fehlten „Normen und Regeln“ für die modernen Technologien, an die sich die großen Internetkonzerne hielten. „Soziale Netzwerke sind zum Schutzraum für Hetzer geworden, das kann nicht sein“, sagte Bedford-Strohm. „Menschen, die dort hetzen, bekommen das Gefühl, dass ihre menschenfeindlichen Äußerungen salonfähig sind.“ Rassistische, antisemitische oder andere diskriminierende Äußerungen ließen sich nicht unter Berufung auf die Meinungsfreiheit rechtfertigen. „Hass ist keine Meinung“, betonte der Bischof.
Bedford-Strohm schlug eine „Ethik für Programmierer“ ähnlich derer für Ärzte vor. „Denkbar wären etwa pluralistisch zusammengesetzte, unabhängige Kontrollgremien für die sozialen Medien - analog den Rundfunkräten, die es im öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland gibt“, fügte er hinzu. (AFP)
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