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Ein Kunde verlässt ein spezielles Geschäft, das Cannabis-Produkte verkaufen darf.
© Chris Wattie/REUTERS

Marihuana: Kanada lässt Cannabis als Freizeitdroge zu

Seit Mittwoch können Kanadier Marihuana ganz legal in speziellen Geschäften kaufen. Es ist das erste große Industrieland, das diesen Schritt macht.

Seit Mittwochmorgen können Erwachsene in Kanada legal Marihuana erwerben und konsumieren. Um Mitternacht trat das Gesetz in Kraft, das Cannabis als Freizeitdroge legalisiert. Neufundland war die erste Provinz, in der Marihuana unter den neuen Bestimmungen verkauft wurde.

Schon am Abend hatten sich in St.John’s, der Hauptstadt der Provinz Neufundland-Labrador, vor dem Laden des kanadischen Cannabis-Produzenten Tweed, einem Tochterunternehmen des größten Produzenten Canopy Growth, Kunden eingefunden. Sie harrten trotz großer Kälte aus. Als um 23.30 Uhr die Tür des Geschäfts geöffnet wurde, füllte sich der Laden sehr schnell. Als sich der Sekundenzeiger Mitternacht näherte, stimmten die Anwesenden wie zum Jahreswechsel in den Countdown ein. Um 0:01 Uhr überreichte Canopy-CEO Bruce Linton, der aus Ottawa nach Neufundland gekommen war, das erste Päckchen legal verkauften Freizeit-Marihuanas an Ian Power und Nikki Rose. „Es war mein Traum, der Erste zu sein, der das erste legale Gramm Cannabis in Kanada kauft“, sagte Powers.

Ein Verbot von "weichen" Drogen und Genussmitteln wie Cannabis führt lediglich dazu, dass Benutzer kriminalisiert werden und kriminelle Organisationen einen Schwarzmarkt betreiben, an dem sie sich dumm und dämlich verdienen. Alkohol und Tabak sind dagegen legal in jedem Supermarkt erhältlich.

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Dies ist ihm gelungen: Neufundland hat eine eigene Zeitzone, es liegt eineinhalb Stunden von Zentralkanada mit Ontario und Quebec. Als in St. John’s der 17. Oktober begann, mit dem das fast hundertjährige strafrechtliche Verbot von Cannabiskonsum endete, war es in Montreal, Ottawa und Toronto erst 22.30 Uhr. Als letzte Provinz folgte British Columbia – viereinhalb Stunden später. In British Columbia lief es aber anders: Dort begann der Verkauf um Mitternacht über das von der Provinzregierung eingerichtete Online-Portal von „BC Cannabis Stores“. Jede Provinz und jedes Territorium Kanadas hat seine eigene Bestimmungen, die den Cannabisverkauf regulieren.

Kanada ist das erste große Industrieland, das Cannabis und das Cannabisprodukt Marihuana als Freizeitdroge legalisiert. Bisher ist nur Uruguay diesen Schritt gegangen. In den USA haben mehrere Bundesstaaten Marihuana legalisiert, nach dem Bundesgesetz aber ist die Droge weiter illegal. Der Konsum von Cannabis aus medizinischen Gründen war in Kanada 2001 legalisiert worden. Nun gilt dies – mit Alters- und Mengeneinschränkungen – auch für Marihuana als Freizeitdroge, das „recreational marihuana“. Die liberale Partei hatte dies im Wahlkampf 2015 versprochen. Nun hat die Regierung von Premierminister Justin Trudeau dieses Versprechen umgesetzt. Begründet wird die Neuausrichtung der Drogenpolitik mit Gesundheitsschutz und öffentlicher Sicherheit. Die Regulierung von Anbau und Verkauf soll einerseits bewirken, dass Cannabis nicht in die Hände von Jugendlichen kommt, andererseits soll der illegale Markt ausgetrocknet werden. Die Legalisierung und der vom Staat kontrollierte Verkauf soll „Kriminellen und organisiertem Verbrechen den Gewinn entziehen“, betont die Regierung.

Gelingt es, den Schwarzmarkt auszuschalten?

Ob die Legalisierung von Marihuana ein Erfolg wird, wird nach Einschätzung von Beobachtern sehr stark davon abhängen, ob es gelingen wird, den Schwarzmarkt auszuschalten, so dass nur noch Cannabis aus kontrolliertem Anbau auf den Markt kommt. Dieses Cannabis wird etikettiert sein und Informationen über die Wirkstoffe Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabinol (THC) enthalten, sodass die Kunden wissen, was sie konsumieren. Entscheidend wird sein, ob der Grammpreis im legalen Handel, der zwischen sieben und zehn kanadische Dollar liegen wird, konkurrenzfähig sein wird. Nach Angaben des kanadischen Rundfunks CBC kann auf dem Schwarzmarkt Cannabis zu einem niedrigeren Preis gekauft werden. Erwartet wird zudem, dass vorerst das Angebot an Cannabis auf dem legalen Markt nicht die Nachfrage decken kann, sodass Konsumenten weiter den Schwarzmarkt nutzen könnten.

Die Legalisierung geht mit intensiven Aufklärungskampagnen einher, die vor den Gesundheitsgefahren vor allem für Jugendliche warnen. Nach Angaben der Regierung hat Kanada weltweit eine der höchsten Raten an Cannabis-Konsum junger Menschen. 2015 konsumierten 21 Prozent der Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren sowie 30 Prozent der 20- bis 24-jährigen Marihuana. Auf ihrer Website (www.Canada.ca/Cannabis) informiert die Regierung über die Gesundheitsgefahren. Demnach kann früh einsetzender häufiger Cannabis-Konsum die Entwicklung des jungen Gehirns beeinträchtigen. Cannabisrauch kann, ähnlich dem Tabak, auch Lungen schädigen. Der Cannabiskonsum kann auch zu mentalen Problemen wie Depressionen und zu Abhängigkeiten führen. Auf die Gesundheitsgefahren wiesen am Vorabend der Legalisierung auch Mediziner erneut hin. Ein Schwerpunkt ist die Warnung vor Autofahren unter Drogeneinfluss. Durch Anzeigen in Zeitungen, Rundfunk und in den Sozialmedien mahnt die Regierung: „Don’t drive high.“ Die Polizei ist in den vergangenen Monaten geschult worden, Drogenkonsum bei Autofahrern zu erkennen.

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