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Nach der Landtagswahl ist von der Bayern-SPD nur noch ein Rest von 9,7 Prozent übrig.
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Nach der Landtagswahl: Kampf um die Reste der Bayern-SPD

Trotz Wahldebakel will Natascha Kohnen offenbar Chefin der bayerischen SPD bleiben. Ihre parteiinternen Gegner formieren sich.

Wie geht es nach der Bayernwahl weiter für die gescheiterte SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen? Kann sie sich als Landeschefin und stellvertretende Bundesvorsitzende ihrer Partei halten? Einen Grund zum sofortigen Rücktritt sieht Natascha Kohnen derzeit offenbar nicht – obwohl die Bayern-SPD unter ihrer Führung am Sonntag rund die Hälfte ihrer Wähler verloren hat.

"Wir werden über alles reden"

Noch am Wahlabend legten ihr parteiinterne Gegner wie der ehemalige Münchner Oberbürgermeister Christian Ude den Rückzug nahe. Doch Kohnen zuckte nicht. „Wir werden über alles reden“, versprach sie – mehr allerdings nicht. Am Sonntag will sich nun der Landesvorstand in München zusammensetzen und das verheerende Wahlergebnis von 9,7 Prozent diskutieren. Bis dahin befinden sich die bayerischen Genossen in einer Hängepartie. Doch nicht nur das: Es zeichnet sich ein handfester Machtkampf ab. Gestritten wird darüber, wer in Zukunft das Sagen über die Reste der bayerischen Sozialdemokratie hat.

Die bisherige Chefin Kohnen spielt auf Zeit. Genutzt hat ihr womöglich, dass Kritiker wie der Ex-Oberbürgermeister Ude oder der SPD-Bundestagsabgeordnete Florian Post in der Wahlnacht vorgeprescht sind und gegen die Landeschefin keilten. Die beiden konnten es offenbar nicht abwarten, Kohnen zu stürzen – und haben ihr damit vielleicht mehr geholfen als geschadet. Insider berichten nun von einer parteiinternen „Solidarisierungswelle“ für Kohnen.

Martin Burkert, Vorsitzender der SPD-Landesgruppe Bayern im Bundestag und Mitglied im Landesvorstand, stärkte Kohnen öffentlich den Rücken. „Ich lehne es ab, schon heute eine Personaldebatte zu führen“, teilte er am Montag mit. „Natascha Kohnen hat einen engagierten und leidenschaftlichen Wahlkampf geführt.“

Klingbeil: Die Groko ist schuld

Auch der Bundesvorstand stellte sich am Montag hinter Kohnen. An dem Wahldebakel sei das schlechte Bild der großen Koalition schuld, erklärte Generalsekretär Lars Klingbeil betont selbstkritisch. Von Kohnens Verantwortung sagte er nichts.

Will bleiben: Die bayerische SPD-Chefin Natascha Kohnen am Tag nach der Landtagswahl.
Will bleiben: Die bayerische SPD-Chefin Natascha Kohnen am Tag nach der Landtagswahl.
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Dennoch könnte es bald eng werden für Kohnen. Noch ist unklar, wie viele SPD-Landtagsabgeordnete bei der Bayernwahl tatsächlich ihr Mandat verloren haben. Der Landeswahlleiter will die Liste an diesem Dienstag veröffentlichen. Viele SPD-Parlamentarier werden dann Gewissheit haben, dass sie nicht mehr in den Landtag einziehen. Die Gruppe der innerparteilichen Kohnen-Gegner könnte dann schlagartig wachsen.

Noch äußern die meisten Kohnen-Kritiker ihren Unmut nur hinter vorgehaltener Hand. Bei vielen sitzt der Frust über den verkorksten Wahlkampf aber tief. Kohnen müsse abtreten, von allen Posten, fordert ein bayerischer SPD-Bundestagsabgeordneter. „Man muss erkennen, wenn man verbrannt ist“, sagt er.

Wer folgt auf Kohnen?

Mögliche Nachfolger werden auch schon genannt. Oft fällt der Name Florian von Brunn. Der Landtagsabgeordnete wollte bereits 2017 Parteichef werden, unterlag Kohnen aber in einer Mitgliederbefragung. Auch die Oberbürgermeister von München und Nürnberg, Dieter Reiter und Ulrich Maly, sind in SPD-Kreisen als mögliche Landesvorsitzende im Gespräch. Sie gelten als pragmatisch und bodenständig.

Vor allem konservative Genossen würden einen der beiden gerne an der Spitze der Bayern-SPD sehen – statt der aktuellen Chefin Kohnen, die mit ihrem Linkskurs gerade krachend gescheitert ist. Anders sieht das offenbar der Landesvorstand. Auf dessen Twitter-Account macht gerade ein neues Hashtag die Runde: #nataschableibt.

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