Japan: Kaiser Akihito will nicht mehr
Der 82-jährige japanische Monarch deutet seinen Rücktritt an – das wäre ein Novum in dem Land. Ein Porträt.
Der japanische Kaiser Akihito denkt laut über einen Rücktritt nach. Zumindest lassen dies seine Worte während einer am Montag ausgestrahlten Fernsehansprache vermuten. Er sei nun über 80 Jahre alt, sagte er. Seine Kräfte ließen nach, sein Gesundheitszustand sei schlecht. 2003 musste er sich einer Prostataoperation unterziehen.
„Ich bin besorgt, dass es für mich schwierig wird, meine Aufgaben als Symbol des Staates mit voller Kraft zu erfüllen, wie ich das bis jetzt getan habe.“ Beobachter werten dies als Andeutung eines Rücktritts. Japanische Medienberichte hatten zuvor entsprechende Gerüchte befeuert.
Dabei ist eine Abdankung zu Lebzeiten für den Kaiser gar nicht vorgesehen, eine Verfassungsänderung wäre nötig. In der ältesten Erbmonarchie der Welt galt der Kaiser seit dem 19. Jahrhundert stets als gottähnlich. Akihito regiert als Erster ohne diese Zuschreibung.
Sein Vater Hirohito hatte diesem Status nach der Kapitulation Japans im Zweiten Weltkrieg entsagt. In der parlamentarischen Monarchie hat der Kaiser keinerlei Regierungsbefugnisse, seine Pflichten beschränken sich auf repräsentative Aufgaben.
Kronprinz Naruhito steht als Nachfolger bereit
Der 82-jährige Akihito amtiert seit 1989. Der Bevölkerung zeigt er sich nur äußerst selten. Die westliche Kultur wurde ihm in jungen Jahren von einer US-amerikanischen Privatlehrerin nähergebracht, bei ihr lernte er auch die englische Sprache. Als erster japanischer Kaiser überhaupt hat er studiert, er erlangte allerdings keinen Abschluss. Besonderes Interesse zeigt er für Meeresbiologie, er veröffentlichte mehrere wissenschaftliche Schriften über Fischarten, ein Meeresfisch wurde nach ihm benannt.
Die Hochzeit mit seiner Frau, Kaiserin Michiko, stellte ein Novum dar. Die Hauptfrau des Kaisers darf eigentlich nur aus den höchsten Adelsrängen stammen. Akihito brach mit dieser Tradition, Michiko war eine Bürgerliche.
In der Bevölkerung genießt Akihito große Beliebtheit. Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima 2011 besuchten er und seine Frau mehrere Notunterkünfte und sprachen mit Opfern und Angehörigen, teils in betont einfacher Kleidung. Als Nachfolger steht Akihitos ältester Sohn, Kronprinz Naruhito, bereit.
Nur Männer dürfen das Kaiseramt bekleiden. Da bis 2006 sämtliche Kinder der royalen Enkel-Generation weiblich waren, wurde über eine Änderung dieser Regel diskutiert. Mit der Geburt des Prinzen Hisahito wurden entsprechende Pläne wieder zu den Akten gelegt.
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