Amerikanischer Rettungsplan: Joe Biden inszeniert sich in der Coronakrise als Anti-Trump
Mit seinem gigantischen Corona-Programm geht der designierte US-Präsident ein Risiko ein. Was Biden verspricht, muss er nun halten. Ein Kommentar.
Das ist eine Ansage. Eine, die alles verändert: 100 Millionen Impfungen in 100 Tagen, und Schulen, die in 100 Tagen coronasicher sind. Gewaltig.
Nein, nicht von Deutschland ist die Rede, sondern von Amerika. Und der so spricht, ist keiner, der sich erst noch lange nach links und rechts absichert, sondern Joseph Robinette Biden jr., der designierte US-Präsident. So sehr, wie sein Land unter Risiko steht, weil die Pandemie es schüttelt, so sehr geht er ins Risiko. Was Biden verspricht, muss er halten.
Es ist ja auch noch mehr. Wirtschaft und Soziales im Gleichklang von Worten und Taten: Bald soll jeder Amerikaner zu den schon versprochenen 600 Dollar einen weiteren Scheck über 1400 Dollar bekommen. Zwangsräumungen sollen bis September ausgesetzt werden, die Mindestlöhne auf 15 Dollar pro Stunde steigen. Nicht zu vergessen die 20 Milliarden für ein nationales Impfprogramm und 350 Milliarden für Städte und Bundesstaaten.
1,9 Billionen Dollar schwer ist das Hilfspaket, das der Politiker in seinem Heimatort Wilmington, Delaware, vorgestellt hat. Der Nachfolger des Unsäglichen setzt viel ein, viel Geld - und sei ganzes Renommee. Da steht er und will nicht anders. Den Grund bringt Biden auf diesen Begriff: die härteste, die größte Krise in Generationen.
Der Ruck, der in diesen Wochen durch den kommenden Präsidenten gegangen ist, soll durch sein Land gehen. Zuversicht mit Zahlen: Biden spielt seine Erfahrung aus Jahrzehnten in Verantwortung für große Politik aus. Und macht den Unterschied zu dem, der da noch ist, mal um mal deutlicher.
Maß, Mitte, Substanz: Das sind Bidens Stärken. Er ist gemäßigt, pragmatisch, sympathisch ausgleichend in der Art seines Auftretens. Er ist keiner zum Hassen. So wie seine Reden sind, die besser und besser werden, wächst auch Biden. Mit der jüngsten wird er noch mehr zu dem, von dem gut 81 Millionen Amerikaner dachten, dass sie ihn wählen sollten: ein guter Kerl, ein guter Mann, ein guter Mensch.
Er machte die Corona-Pandemie zum Mittelpunkt seiner Kampagne
Abschweifende Monologe, früher sein Markenzeichen - vorbei. Es geht zur Sache - er kommt zur Sache. Zumal die Corona-Pandemie das ist, was er (wohlgemerkt er, gegen den Rat seines Wahlkampfteams) in den Mittelpunkt seiner Kampagne gestellt hatte: weil sich am Umgang damit alles zeige. Alles, das ist die Fähigkeit zur Führung und Fähigkeit, die Seele Amerikas zu bewahren.
Denn das ist, was Biden antreibt, ihn überhaupt zur Kandidatur getrieben hat: die polarisierende, heftige, unberechenbare Art dessen, der Nummer 45 war. Biden ging es nicht um links oder rechts oder weiter links, sondern um die Alternative zu einem, der die Gefahr durch die Pandemie zu ignorieren beschloss. Sein Umgang mit dieser Krise im Falle seiner Wahl wurde zu Bidens Leitthema. Darum diese Motivationsspritzen des Neuen an der Spitze.
Joe Biden hat eine Ansage gemacht. Er steht im Wort. Seine ersten 100 Tage werden alles verändern. So oder so.