Die Kanzlerkandidatin im Fokus: Jetzt nehmt euch mal die Männer vor!
Der Kanzlerkandidatin wird nichts nachgesehen und nichts gegönnt. Anders ist es bei ihren männlichen Konkurrenten. Zum Beispiel bei Olaf Scholz. Ein Kommentar.
Und wieder muss sich Annalena Baerbock wehren, jetzt wegen ihres Buches, das sie zum Wahlkampf geschrieben hat. Der ersten grünen Kanzlerkandidatin wird nichts nachgesehen und schon gar nicht gegönnt.
Als wäre es so: Es kann nicht sein, was nicht sein darf, dass nämlich sie der ersten Bundeskanzlerin nachfolgt. Wenn nun Baerbock so unter Beobachtung genommen wird, ständig und bis ins Kleinste, ist es dann nicht bloß fair, das auch bei ihren (männlichen) Konkurrenten zu tun?
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Beispielsweise Olaf Scholz. Der Sozialdemokrat hält sich viel darauf zugute, besser als andere regieren zu können; unter einem Mangel an Selbstbewusstsein leidet er nicht gerade. Aber ist das auch immer fraglos gerechtfertigt? Eine Kostprobe der Scholz’schen Selbstsicht gab es vor einigen Wochen.
Da teilte er in der Hochphase der Pandemie der erstaunten Öffentlichkeit mit, die Sache mit den fehlenden Impfdosen in die Hand genommen und deren Beschaffung organisiert zu haben. Schon Ende März stünden mehr Dosen zur Verfügung, bald rechne er mit zehn Millionen Impfungen pro Woche geben.
Eine wagemutige Vorhersage
Scholz, der Finanzminister und Vizekanzler, hatte sich für zuständig erklärt und damit zugleich den Eindruck erweckt, die eigentlich Zuständigen könnten es nicht, nämlich der Gesundheitsminister und die Bundeskanzlerin. Was seine Unionskollegen dementsprechend sehr geärgert hat: Sie empfanden den SPD-Kanzlerkandidaten als anmaßend.
CSU-Chef Markus Söder meinte, Scholz solle sich mal nicht schon so aufführen, als sei er der Kanzler. Aber unabhängig von der umstrittenen Ästhetik des Auftritts: Es ist nicht so gekommen, bei Weitem nicht; Scholz’ Vorhersage ist nicht eingetroffen. Millionen Impfdosen fehlten bis dahin. Es sind nie mehr als fünf bis sechs Millionen geworden.
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Aus Gründen, die alle öffentlich dargelegt worden sind, Schwierigkeiten bei Herstellern, anderem - nur nicht von Scholz. Das können im Zweifel ja die Kollegen erledigen.
Aber hatte Scholz sich nicht höchstselbst gekümmert? Einen Erfolg vorab für sich reklamiert, den es dann gar nicht gab? Eine Entschuldigung von ihm oder wenigstens Erklärung wäre öffentlich ganz schön wirkungsvoll gewesen.
Stattdessen: Der Mantel des Schweigens wird darüber ausgebreitet. Wäre die Sache Annalena Baerbock zuzuschreiben - die Vorhersage ist nicht zu gewagt, dass sie ihr zum Nachteil ausgelegt worden wäre. So, wie es im Wahlkampf steht.