Großbritannien: Machtkampf bei Labour: Jeremy Corbyn erringt wichtigen Erfolg
Jeremy Corbyn steht als amtierender Labour-Parteichef bei der Wahl der neuen Parteiführung automatisch zur Wahl. Das Exekutivkomitee verhalf mit dieser Entscheidung dem umstrittenen Parteichef zu einem Erfolg im parteiinternen Machtkampf.
Im Machtkampf bei der britischen Labour-Partei hat der umstrittene Parteichef Jeremy Corbyn einen wichtigen Sieg errungen. Das Exekutivkomitee der Partei entschied am Dienstagabend, dass Corbyn bei der Abstimmung über die künftige Parteiführung als amtierender Parteichef automatisch zur Wahl steht. Damit muss er nicht die Unterstützung von 51 Labour-Abgeordneten im britischen und im EU-Parlament zusammenbekommen - was sich für ihn als schwierig hätte erweisen können.
Nach mehrstündigen Beratungen in der Parteizentrale in London stimmten 18 Mitglieder des Exekutivkomitees für eine automatische Kandidatur Corbyns und 14 dagegen, wie ein Parteisprecher mitteilte. Alle anderen Kandidaten für den Parteivorsitz müssen dagegen von mindestens 20 Prozent der Abgeordneten nominiert werden. Corbyn zeigte sich "erfreut" über die Entscheidung.
Corbyn soll sich nur halbherzig gegen den Brexit engagiert haben
Corbyn war nach dem Votum für den EU-Austritt Großbritanniens unter Druck geraten. Viele Parteimitglieder warfen ihm vor, sich nur halbherzig gegen einen Brexit eingesetzt zu haben. Ende Juni stimmten in einer nicht bindenden Vertrauensabstimmung nur 40 Labour-Abgeordnete für und 172 gegen ihn. Corbyn blieb trotzdem im Amt und verwies darauf, dass er im vergangenen September von den Parteimitgliedern mit großer Mehrheit gewählt worden sei.
Am Montag hatte sich der Machtkampf weiter zugespitzt: Die Abgeordnete Angela Eagle gab ihre Bewerbung um den Vorsitz der Partei bekannt. "Dies sind dunkle Zeiten für Labour, und sie sind gefährlich für unser Land", sagte die 55-jährige Ex-Gewerkschafterin. Corbyn sei "unfähig, die Führung zu geben, die für diese riesige Aufgabe nötig ist". Eagle gehörte zu Corbyns Schattenkabinett, bevor die parteiinterne Revolte gegen ihn losgebrochen war.
Um gegen Corbyns Widerstand Parteichefin zu werden, muss sie nun von 51 Labour-Abgeordneten nominiert werden. Corbyn war von Anfang an der Ansicht, dass er diese Hürde nicht zu nehmen braucht und hatte bereits rechtliche Schritte gegen eine solche Vorgabe angekündigt. Die letztendliche Entscheidung über den Parteivorsitz trifft die Parteibasis per Brief- oder Onlinewahl. (AFP)