Südafrika: Jacob Zuma plant sein Comeback
Südafrikas Ex-Präsident Zuma ist politisch angeschlagen - sieht sich aber noch nicht am Ende: Er warnt schon mal seine politischen Gegner.
„Ich habe keinerlei Verpflichtungen mehr und deshalb warne ich euch: Seid besser still und kümmert euch um eure Dinge.“ Mit diesen Worten warnte Südafrikas Ex-Präsident Jacob Zuma seine Gegner vergangene Woche, bevor er am Freitag erneut wegen Korruptionsvorwürfen vor Gericht erschien. Spekulationen zufolge plant der entmachtete, aber immer noch einflussreiche Politiker ein Comeback. Seine inoffizielle Kampfansage: „Provoziert mich nicht!“
Eigentlich sollte man glauben, der gescheiterte Staatschef habe andere Sorgen, als weiterhin in Südafrikas Politik mitzumischen. Im April erschien Zuma erstmalig vor dem Obersten Gerichtshof in Durban, wo er sich wegen Betrugs, Korruption und Geldwäsche verantworten muss. So soll er in 783 Fällen unrechtmäßig Geld erhalten haben, unter anderem von einem französischen Waffenhändler, der gemeinsam mit ihm auf der Anklagebank sitzt. Die Klagen waren 2009 kurz vor Zumas Amtsantritt unter fragwürdigen Umständen eingestellt worden. Nachdem ihn der regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) als Anführer ersetzt hatte, trat Zuma im Februar als Präsident zurück. Da die Klagen ausgerechnet jetzt wiederaufgenommen werden, vermutet Zuma politische Hintergründe.
Südafrika feiert die Tatsache, dass es endlich zu einer Anklage kam. Zuma hatte aufgrund zahlreicher Skandale während seiner Amtszeit regelmäßig für Schlagzeilen rund um den Globus gesorgt. Seine Villa ließ er für 19 Millionen Euro aus Steuergeldern renovieren. Später schickte er die Wirtschaft auf Talfahrt, als er binnen 48 Stunden drei verschiedene Finanzminister einsetzte.
Hinter den Kulissen ist Zuma noch politisch aktiv
Für die einen voreilig, für die anderen prophetisch verkündete die renommierte Zeitschrift „Mail & Guardian“ jetzt auf ihrer Titelseite unter Zumas Bild: „Er ist zurück!“ Auch der Anführer von Südafrikas Kommunistischer Partei (SACP), Blade Nzimande, sorgte vergangenes Wochenende für Schlagzeilen. Die Kommunisten und den regierenden ANC verbindet eine jahrelange Freundschaft. Jetzt lobte Nzimande die Schwesterpartei dafür, dass sie das „parasitäre Plündern öffentlicher Ressourcen“ unter Zumas Aufsicht beendet habe, warnte aber zugleich: „Der frühere Präsident plant an mehreren Fronten einen Rachekampf, gemeinsam mit anderen fragwürdigen Personen.“ Ihm zufolge mische Zuma hinter den Kulissen nach wie vor in Südafrikas Politik mit.
Die Aussage schürte Spekulationen, wonach Zumas Unterstützer in dessen Heimatprovinz KwaZulu-Natal an der Formung einer neuen Partei arbeiten. Zwar verneinte Zuma, dass in seinem Namen eine neue Partei entstehe. Doch seinen Unterstützern zufolge seien Gespräche um den „African Transformation Congress“ längst „fortgeschritten“. An Unterstützern mangelt es Zuma – trotz Rücktritt und Prozess – nicht. Das wurde erneut sichtbar, als sich zu Monatsbeginn Tausende zu einer „Willkommensfeier“ für Zuma in seinem Heimatdorf Nkandla versammelten.
Darüber hinaus steht Zuma nach seinem Rücktritt insgeheim auf Kriegsfuß mit der Regierung unter seinem Nachfolger Cyril Ramaphosa. Der regierende ANC ist gespalten: Auf der einen Seite Ramaphosas Vertreter auf der anderen die Zuma-Unterstützer, die gerne dessen Ex-Frau Nkosazana Dlamini-Zuma als Nachfolgerin eingesetzt hätten. Ramaphosa hatte das Rennen um den Parteivorsitz nur knapp gewonnen. Die Zeitung „Daily Maverick“ mutmaßt: „Für Zuma heißt es jetzt oder nie. Und seine Strategie ist es, die Stützen einzureißen, auf der Ramaphosas Regierung und der ANC stehen.“
Markus Schönherr
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