Krieg im Gazastreifen: Israel und die Hamas verkünden Waffenruhe
Seit 50 Tagen kämpfen die islamistische Hamas und Israel gegeneinander. Nun soll eine dauerhafte Feuerpause vereinbart worden sein. Hält die von Ägypten vermittelte Waffenruhe dieses Mal länger als ein paar Tage?
Ist das der Durchbruch? Nach siebenwöchigen Gefechten haben sich Israel und die islamistische Hamas offenbar auf eine dauerhafte Waffenruhe im Gaza-Konflikt geeinigt. Das bestätigten sowohl Palästinenserpräsident Mahmud Abbas als auch die Regierung in Jerusalem. Die Feuerpause solle umgehend in Kraft treten, sagte Abbas am Dienstagabend in einer Fernsehansprache.
Die neue Initiative Ägyptens sieht nach palästinensischen Angaben weitreichende Vorschläge vor. Demzufolge würden die blockierten Übergange vom Gazastreifen nach Israel und Ägypten sofort geöffnet. Auch sollen die Fischfanggebiete der Palästinenser im Mittelmeer ausgeweitet werden. In einem Monat, so die Planung, nehmen die Konfliktparteien dann Gespräche über den Bau eines Seehafens für den wirtschaftlich am Boden liegenden Gazastreifen auf. Zudem soll über eine Freilassung von gefangenen Hamas-Mitgliedern im besetzten Westjordanland verhandelt werden.
Vermutlich beinhaltet die Vereinbarung zudem umfassende Sicherheitsgarantien für den jüdischen Staat. Premier Benjamin Netanjahu hatte mehrfach betont, Ruhe werde mit Ruhe beantwortet. In den vergangenen Wochen gab es schon fast ein Dutzend Anläufe für eine anhaltende Feuerpause - doch die Abkommen wurden allesamt nach nur wenigen Tagen von der Hamas gebrochen.
Starten die Palästinenser eine diplomatische Offensive?
Abbas wollte die Details der jüngsten Einigung bei einem Treffen der Palästinenserführung am Abend vorstellen. In Ramallah war deshalb für den Abend eine Sitzung der Spitzengremien der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) und der Fatah-Partei anberaumt worden. Dort würde Abbas auch eine weitreichende diplomatische Initiative erläutern, die er bereits am Samstag in einem Fernsehinterview in Ägypten angekündigt hatte, hieß es. Berichten zufolge will die Palästinenserführung darauf dringen, dass der Weltsicherheitsrat einen Termin festsetzt, an dem Israels Besatzung enden soll. Dem Vernehmen nach wird die Regierung in Kairo um Präsident Abdel Fattah al Sisi diese diplomatische Initiative unterstützen.
50 Tage Krieg
Vor der jetzt verkündeten Einigung hatte Israel mit Luftangriffen auf Hochhäuser in dem Druck auf die bewaffneten Palästinensergruppen im dicht besiedelten Küstenstreifen noch einmal erhöht. Bei Tagesanbruch schossen F-16-Kampfjets mindestens sechs Luft-Boden-Raketen auf ein Hochhaus im Nasser-Viertel im Norden der Stadt Gaza. Das von den Einheimischen "Little Italy" genannte 16-stöckige Gebäude bestand aus 60 Wohnungen und einem Einkaufszentrum mit vielen Läden im Erdgeschoss. Es wurde komplett zerstört. Palästinensische Extremisten wiederum schossen erneut Raketensalven auf Israel ab. Bis zum Nachmittag wurden von 69 Geschossen sechs abgefangen, darunter eine Rakete über Tel Aviv. Die anderen schlugen in Israel ein, zumeist in offenem Gelände.
Die blutige Konfrontation hatte am 8. Juli mit einer israelischen Militäroffensive begonnen, die als Reaktion auf anhaltenden Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen erfolgte. In den bislang 50 Tagen des Krieges sind nach palästinensischen Angaben 2137 Menschen ums Leben gekommen, darunter laut den UN 491 Kinder und 253 Frauen. Auf israelischer Seite wurden 64 Soldaten, drei Zivilisten und ein thailändischer Landarbeiter getötet. (mit AFP)
Christian Böhme