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Die Verteidigungsminister Beny Gantz (r.) und Abdullah Bin Hassan Al Nuaimi.
© AFP

Benny Gantz besucht Golfstaat: Israel und Bahrain bauen Beziehungen aus – und senden Signal an Teheran

Verteidigungsminister Benny Gantz reist nach Bahrain. Auch mit anderen sunnitischen Golfstaaten will Israel eine geeinte Front gegen den Iran aufbauen.

Erstmals in der Geschichte beider Länder landete am Mittwoch eine Maschine der israelischen Luftwaffe in der Inselmonarchie Bahrain: Israels Verteidigungsminister Benny Gantz stattete dem Golfstaat einen ersten offiziellen Besuch ab. Er werde dort „hochrangige Vertreter des bahrainischen Verteidigungsestablishments und der Führung des Königreichs“ treffen, teilte ein Sprecher mit.

In Begleitung seines bahrainischen Kollegen, dem Verteidigungsminister Abdullah Bin Hassan Al Nuaimi, besuchte Gantz am Donnerstag das Hauptquartier der fünften Flotte der US-Marine, die auf Bahrain stationiert ist. „Eine vertiefte Zusammenarbeit wird es uns ermöglichen, die regionale Stabilität aufrechtzuerhalten und die gemeinsamen Interessen Israels, der Vereinigten Staaten und Bahrains zu verteidigen“, sagte Gantz anschließend.

Berichten zufolge sollte er außerdem den bahrainischen Kronprinzen Salman bin Hamad Al Khalifa treffen und eine Absichtserklärung unterzeichnen, um die bilateralen Beziehungen zu vertiefen.

Diplomatische Offensive in der Golf-Region

Bahrain, eine Monarchie mit 1,5 Millionen Einwohnern, hatte im September im Zuge der sogenannten Abraham-Abkommen diplomatische Beziehungen mit Israel aufgenommen. Im vergangenen September war bereits Israels Außenminister Yair Lapid nach Bahrain geflogen.

Als erster Golfstaat hatten die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) unter Vermittlung des damaligen US-Präsidenten Donald Trump 2020 die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Israel verkündet. Bahrain schloss sich später an. Neben wirtschaftlichen Interessen gelten strategische Erwägungen als treibende Kraft dahinter. Vor allem Israel und die VAE, aber auch andere sunnitische Golfstaaten sehen sich vom Iran bedroht und haben ein gemeinsames Interesse daran, diesem gegenüber eine geeinte Front zu signalisieren.

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Iran droht Israel

Irans Regime droht Israel immer wieder mit Vernichtung und unterstützen israelfeindliche Milizen und Terrorgruppen in der Region. Israels Armee führt regelmäßig Luftschläge gegen iranische Verbündete in Syrien aus, während Israels Geheimdienst hinter diversen Sabotageakten gegen Irans Atomprogramm stecken dürfte, welches Israel als existenzielle Bedrohung sieht.

Die VAE und der Iran wiederum unterstützen in Jemens Bürgerkrieg verschiedene Seiten. Die vom Iran geförderten Huthi-Rebellen griffen in den vergangenen Wochen die VAE mit Raketen und Kampfdrohnen an.

Neue Kontakte zu Saudi-Arabien

Tief verstrickt in den jemenitischen Stellvertreterkrieg ist auch Saudi-Arabien, das in Israel als Kandidat für das nächste Friedensabkommen gilt. Mit seinem Ölreichtum und seiner Autorität über die zwei wichtigsten heiligen Stätten im Islam, Mekka und Medina, hat Saudi-Arabien in der Region ein anderes Gewicht als die winzigen Golfstaaten, die bisher die Abraham-Abkommen unterzeichnet haben.

Bisher zieren sich die Saudis, Berichten zufolge vor allem, weil König Salman bin Abdulaziz Al Saud eine Lösung im israelisch-palästinensischen Konflikt zur Bedingung machen soll. Dennoch gilt es als offenes Geheimnis, dass die beiden Staaten hinter den Kulissen rege Kontakte pflegen. So berichtete die „New York Times“, Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman habe schon vor Jahren den damaligen israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu direkt angerufen.

Der Prinz soll ihn gebeten haben, die Lizenz für die umstrittene Spähsoftware Pegasus der israelischen Firma NSO zu erneuern. Israels Regierung hatte die Erneuerung zuvor abgelehnt, weil die Saudis Pegasus genutzt haben sollen, um den saudischen Journalisten Jamal Khashoggi auszuspähen, der später in Istanbul ermordet wurde.

Eine weitere Erwärmung der bilateralen Kontakte bahnt sich an: Wie bekannt wurde, nehmen Israel und Saudi-Arabien derzeit erstmals gemeinsam an einer Militärübung teil. Die Übung mit Namen International Maritime Exercise umfasst 60 Länder und wird von den USA angeführt. Mit dem jüdischen Staat zu kooperieren – einst ein großes Tabu in weiten Teilen der Region –, wird am Golf zusehends zur Normalität.

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