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"Charlie Hebdo", Paris und der Terror: Islamistische Internationale will Weltkrieg entfachen

Weltweit wächst die Angst vor dem Terror. Dagegen hilft nur eine internationale Strategie - mit mehr Überwachung von Verdächtigen, mehr Personal, Ausrüstung und Geld für Nachrichtendienste und Spezialeinheiten bei Polizei und Militär. Ein Kommentar.

Das Grauen, so schien es, war nicht mehr zu steigern. Der Anschlag auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“ wirkte auf uns, das fassungslose Publikum wider Willen, wie eine einzigartige, monströse Schreckenstat, die mit dem Tod der Mörder ein Ende hat. Was für ein Irrtum. Am Freitag nahm ein mutmaßlicher Kumpan der Terroristen Geiseln in einem Supermarkt für koschere Lebensmittel in Paris, bevor auch er getötet wurde. Schlagartig wurde ein anderes islamistisches Feindbild sichtbar, neben den Zeichnern der Mohammed-Karikaturen: die Juden. Wieder einmal. Das Grauen in Frankreich ist nun auch noch antisemitisch eingefärbt.

Es zeigt sich, was Länder im Nahen Osten und Afrika schon lange wissen: Islamistische Terroristen sind in ihrem entgrenzten Hass fähig, unablässig weiterzumorden, bis sie selbst den ersehnten Märtyrertod sterben. Frankreich wurde in dieser Woche mit einem Horror konfrontiert, der die Mentalität der ganzen islamistischen Terrorszene spiegelt. Von Al Qaida über den „Islamischen Staat“ und die Taliban bis zu den Schlächtern der nigerianischen Sekte Boko Haram.

Und Frankreich ist in diesen Tagen nicht der einzige Schauplatz des Schreckens. Am Mittwoch starben in Jemens Hauptstadt Sanaa 40 Menschen bei der Explosion einer Autobombe. Aus Nigeria wird gemeldet, Boko Haram habe seit dem vergangenen Wochenende 2000 Menschen getötet. Und es ist kaum mehr als drei Wochen her, dass in Pakistan ein Kommando der Taliban 140 Menschen massakrierte. Die meisten Opfer waren Kinder. Paris ist Sanaa ist Nigeria ist Pakistan ist Afghanistan ist Syrien ist Irak ist Mali ist Kanada ist Australien ... Es ist Deutschland. Vor vier Jahren erschoss der Kosovare Arid Uka am Frankfurter Flughafen zwei US-Soldaten und verletzte zwei weitere schwer. Die Trauer jenseits der USA, auch und gerade in Deutschland, war beschämend gering.

Die islamistische Terrorinternationale will einen Weltkrieg entfachen. Al Qaida und der Islamische Staat und die vielen weiteren mordwütigen Gruppierungen träumen davon, den ganzen Planeten ihrer Version der Scharia zu unterwerfen. Und ganze Staaten wie Israel auszulöschen. Diese Signale des Wahnsinns kommen jetzt auch aus Paris. Da wird deutlich, dass eine Antwort nur aus Frankreich, nur aus der EU, nur aus der Nato, nicht reicht. Zumindest die Gesinnungsgemeinschaft der demokratischen Staaten der Welt ist herausgefordert, eine gemeinsame, abgestimmte Strategie gegen den islamistischen Terror zu finden.

Ein Massaker in Kaschmir oder Paris ist längst keine ferne Angelegenheit mehr. Über das Internet wird jeder Anschlag zu einem globalen und damit überall zu einem lokalen Ereignis. Ein radikalisierter Mensch am Computer fühlt sich durch die Bilder eines Angriffs, egal wie weit weg er auch geschehen sein mag, stimuliert. Und er fühlt sich womöglich animiert, nun auch zuzuschlagen.

Eine Gegenstrategie bedeutet international mehr Überwachung von Verdächtigen, mehr Personal, Ausrüstung und Geld für Nachrichtendienste und Spezialeinheiten bei Polizei und Militär. Aber auch mehr Ressourcen für Programme zur Deradikalisierung junger, gefährdeter Menschen. Es wäre zudem eine Gegenstrategie zu den sich hochschaukelnden Ängsten und Aggressionen beim Fußvolk von Front National, „Pegida“ und wie sich die Vereinfacher und Hetzer sonst nennen. Ohne eine historische Kraftanstrengung weltweit wird es keinen Anfang vom Ende des Terrors geben.

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