Enthauptung von David Haines: "IS-Terroristen sind keine Muslime, sie sind Monster“
Premier David Cameron will nach dem Mord an David Haines die Koalition gegen die Terrororganisation IS vorbehaltlos stützen. Die Terroristen hatten die Ermordung des britischen Entwicklungshelfer angekündigt.
Mit Entsetzen hat der Westen auf die Enthauptung einer britischen Geisel durch die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) reagiert. Die Regierungen in Washington und London sprachen von einem „barbarischen“ und „verabscheuungswürdigen“ Mord an dem Entwicklungshelfer David Haines und kündigten an, die Verantwortlichen zu bestrafen. Auch die Bundesregierung reagierte am Sonntag zutiefst bestürzt. Der IS hatte das Hinrichtungsvideo am Samstagabend ins Internet gestellt.
Der britische Premier David Cameron deutete an, dass sich Großbritannien der von US-Präsident Barack Obama organisierten Koalition gegen die Terrororganisation nun vorbehaltlos anschließen wird. „Wir werden die Verantwortlichen ergreifen und vor Gericht stellen, egal wie lange es dauert“, sagte Cameron in einer Live-Ansprache in der Downing Street. „Großbritannien ist bereit für jeden Schritt, der notwendig ist, um mit dieser Bedrohung fertig zu werden und unser Land sicher zu halten.“
IS kündigt weitere Hinrichtung an
In dem in der Nacht zum Sonntag veröffentlichten Hinrichtungsvideo war Haines gezwungen worden, Cameron für den Mord verantwortlich zu machen. „Sie haben freiwillig eine Koalition mit den Vereinigten Staaten gegen den islamischen Staat geschlossen.“ Das Hinrichtungsvideo schließt mit der Drohung der „Hinrichtung“ einer weiteren britischen Geisel. Dabei soll es sich um den IS-Gefangenen Alan Hennig handeln, wie Haines ein erfahrener Entwicklungsarbeiter. Der 44-jährige Haines war für die französische Hilfsorganisation ACTED nach Syrien gegangen war, um durch den Bürgerkrieg in Not geratenen Menschen zu helfen und wurde im März 2013 in Syrien bei einem Hilfslager an der türkischen Grenze von extremistischen Rebellen gefangen genommen.
Cameron nannte Haines einen „britischen Helden“ und den Mord einen Akt des „puren Bösen“. Seine Mitgefühlt gelte der Familie und den Kindern des Ermordeten, „die so außerordentlichen Mut und Tapferkeit gezeigt haben". Die Tatsache, dass möglicherweise ein britischer Staatsbürger für den Terroristenmord verantwortlich sei, errege Übelkeit. Die IS-Ideologie stünde den Werten Großbritanniens und auch denen des Islam diametral entgegen. „Sie sind keine Muslime, sie sind Monster.“ Cameron war sofort nach Veröffentlichung des Videos kurz nach Mitternacht am frühen Sonntagmorgen in die Downing Street zurückgekehrt und rief am Sonntag seinen Krisenstab Cobra zusammen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte zu dem Video, die „menschenverachtende Tat“ sei durch nichts zu rechtfertigen und müsse geahndet werden. Sie sprach Cameron und auch der Familie von Haines ihr Mitgefühl aus. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach von einem „abscheulichen Akt barbarischer Gewalt jenseits aller Grenzen menschlicher Zivilisation“. Die Verbreitung des Videos im Internet sei ein weiterer Tabubruch. Australien sagte die Entsendung von 600 Soldaten und mehreren Militärflugzeugen zu.
Haines Ermordung kam nicht unerwartet. Haines war nach der Hinrichtung des amerikanischen Journalisten Steven Sotloff als nächstes Opfer angekündigt worden, so wie zuvor Sotloff bei der Hinrichtung des US-Reporters James Foley als Opfer genannt wurde.
Foleys Familie fühlt sich von US-Sicherheitsrat bedroht
Die Mutter Foleys hat dem US-Sicherheitsrat Einschüchterung vorgeworfen. Ein Offizier des Rates habe ihrer Familie drei Mal deutlich gemacht, sie könne strafrechtlich belangt werden, wenn sie ein Lösegeld für den Entführten zahle, sagte Diane Foley US-Medien. „Wir haben das als Drohung aufgefasst und es war schockierend“, sagte sie dem Sender CNN. Vom Nationalen Sicherheitsrat hieß es, Foleys Familie sei lediglich informiert worden, dass US-Gesetze die Finanzierung von Terroristen verböten. Von strafrechtlicher Verfolgung sei keine Rede gewesen. (mit AFP, dpa)
Matthias Thibaut