„Sabotageakte“ gegen Handelsschiffe: „Iran hat mit Vergeltungsmaßnahmen gedroht“
Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik über die Kriegsgefahr am Persischen Golf, Amerikas Führung und die Kunst der politischen Lüge.
Herr Steinberg, mehrere Schiffe sollen im Persischen Golf beschädigt worden sein. Die Vereinigten Arabischen Emirate sprechen von einem „Sabotageakt“. Was ist von dem Vorwurf zu halten?
Die Ereignisse passen in die angespannte Zeit. Wir sehen eine rasche Eskalation im Verhältnis zwischen den USA und dem Iran. Damit geht einher, dass auch die ohnehin belasteten Beziehungen zwischen Amerikas Verbündeten und der Führung in Teheran noch schwieriger werden. Ich denke dabei vor allem an Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Und: Vergeltungsmaßnahmen an der Straße von Hormus sind von iranischer Seite angedroht worden. Das passt also ins Bild. Aber noch sind wir allein von saudischer und emiratischer Seite informiert worden.
Teheran will mit den Vorfällen nichts zu tun haben. Ist das glaubhaft?
Die Iraner haben auch 20 Jahre lang geleugnet, dass sie ein militärisches Atomprogramm unterhalten! Die Führung in Teheran hat die Kunst der politischen Lüge in gewisser Weise perfektioniert. Doch auch die Saudis haben ein taktisches Verhältnis zur Wahrheit. Wir brauchen deshalb dringend Ergebnisse einer unabhängigen Untersuchung.
Können diese „Sabotageakte“ dennoch für die USA ein Vorwand sein, den Iran zu attackieren?
Ich glaube nicht, dass ein militärischer Konflikt unmittelbar bevorsteht. Vor allem, weil Amerikas Führung immer noch gespalten ist. Donald Trump verhandelt gerne. Aber seine außenpolitischen Berater, Außenminister Pompeo und Sicherheitsberater Bolton, neigen eher zu einer kriegerischen Lösung des Irankonflikts. Mein Eindruck ist, dass die Debatte noch läuft.
Die Fragen stellte Christian Böhme.