Zahnärzte und das Coronavirus: „Ich sehe einem Patienten doch nicht an, ob er infiziert ist“
Zahnärzte haben keinen Zugang zu Schutzkleidung, sollen aber weiterarbeiten. Sie gehören zu den am stärksten gefährdeten Berufsgruppen in der Coronavirus-Krise.
Jeden Tag arbeiten sie nur Zentimeter vor den Mündern ihrer Patienten, Abstand zu halten, ist für sie beim Bohren und Spritzen unmöglich. Deshalb ist das Risiko für Zahnärzte besonders hoch, sich bei einem Coronavirus-Infizierten anzustecken. Zugang zu Schutzkleidung, die eine Ansteckung verhindern würde, haben sie aktuell nicht. Und doch sollen sie weiterarbeiten.
Lange hatte die Bundeszahnärztekammer lediglich empfohlen, keine Patienten zu behandeln, die Symptome wie Husten, Fieber oder Kopf- und Gliederschmerzen zeigen. Ein Mund-Nasen-Schutz reiche bei einem symptomfreien Patienten komplett aus, sagte auch Peter Walger von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene.
Die Berliner Zahnärztin Carolin Hanke hält das für grob fahrlässig: „Wir wissen doch, dass auch Menschen, die keine Symptome zeigen, das Coronavirus weitergeben können“, sagt sie. „Ich sehe jemandem doch nicht an, ob er infiziert ist.“
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Coronavirus-Krise: Hanke behandelt nur noch Notfälle
Hanke möchte nicht verantworten, andere Patienten, ihre Mitarbeiterinnen und ihre Familie anzustecken. Sie hat ihre Praxis geschlossen, Termine abgesagt und ihre Angestellten nach Hause geschickt.
Hanke behandelt nur noch Notfälle. Weil sie keine FFP2-Masken bekommt, hat sie sich selbst ein Visier gebastelt, das sie zumindest ein wenig schützen soll. „Keine Ahnung, ob das hilft“, sagt sie.
Manche ihrer Kolleginnen und Kollegen tun es ihr gleich und schließen ihre Praxen. Einige Patienten bleiben momentan ohnehin lieber zuhause. Andere Zahnärzte arbeiten weiter, weil sie es sich nicht leisten können, die Praxis zu schließen. Solange das Gesundheitsministerium nicht anordnet, das Zahnarztpraxen auf die Notversorgung runterschrauben sollen, haben Zahnärzte auch keinen Anspruch auf staatliche Hilfen.
Am Montag reagierte die Bundeszahnärztekammer und empfahl Behandlungen mit FFP2-Masken durchzuführen - also einem Mundschutz, der das Coronavirus tatsächlich aufhalten kann.
Doch die sind aktuell noch nicht da. Zwar versprach das Gesundheitsministerium in dieser Woche erste Lieferungen, aber bis sie die Masken tatsächlich in den Händen halten, stehen Zahnärzte wie Hanke vor dem gleichen Problem: Sollen sie sich dem Risiko aussetzen, oder nicht?
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