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Alexandria Ocasio-Cortez (l) wies eine Entschuldigung des republikanischen Abgeordneten Yoho zurück.
© Uncredited/House Television/AP/dpa

US-Abgeordnete Ocasio-Cortez wehrt sich gegen Sexismus: „Ich habe solche Männer schon aus Bars rausgeworfen!“

Der Abgeordnete Ted Yoho soll sie „verdammte Schlampe“ genannt haben. Vor dem Repräsentantenhaus kontert Cortez mit einer Analyse sexistischer Machtstrukturen.

„Ekelhaft“, „verrückt“, „gefährlich“, und dann: „verdammte Schlampe“ – so soll der republikanische Abgeordnete Ted Yoho die Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez am Montag in Anwesenheit von Journalisten genannt haben. Das ließ die US-Abgeordnete nicht auf sich sitzen und prangerte Yohos sexistisches Verhalten bei einer Rede vor dem Repräsentantenhaus am Donnerstag an.

Ocasio-Cortez, ein aufsteigender Polit-Star der US-Demokraten, sieht darin ein Muster sexistischen und herabwürdigenden Verhaltens von Männern gegenüber Frauen – ein strukturelles Problem. „Das ist kein Einzelfall, das ist kulturell bedingt“, sagte sie.

Es handele sich um eine Kultur, in der Sexismus ungestraft bleibe, in der er akzeptiert werde. Eine „Kultur der Gewalt und der gewalttätigen Sprache gegenüber Frauen“. Ein Machtverhältnis, das dies ermögliche und unterstütze. Sie betonte auch, dass Ted Yoho dabei nicht allein und ungesehen war. Er soll dabei vom US-Abgeordneten Roger Williams begleitet worden sein, der Yohos Verhalten stillschweigend akzeptiert habe.

In ihrer Rede setze sich Ocasio-Cortez vor allem zur Wehr, weil alle Frauen schon einmal „in irgendeiner Form, auf irgendeine Weise an irgendeinem Punkt im Leben“ mit Sexismus konfrontiert gewesen seien.

Ted Yoho bestreitet laut US-Medien, die Beleidigung ausgesprochen zu haben. Bei der Konfrontation am Montag sei der Abgeordnete aus Florida auf Ocasio-Cortez zugegangen und habe ihre Haltung zu Kriminalität und Arbeitslosigkeit in ihrer Heimatstadt New York kommentiert, sagte Ocasio-Cortez. Er habe sie zunächst „ekelhaft“, „verrückt“ und „gefährlich“ genannt. Daraufhin habe sie ihn „unhöflich“ genannt und sei weitergegangen.

Ehefrauen und Töchter als scheinheilige Ausreden

Erst als die Abgeordnete bereits fort war, sei die Beleidigung gefallen – vor Journalisten, sagte Ocasio-Cortez. Die Nachrichtenseite „The Hill“ hatte zuvor über den Vorfall berichtet. Yoho entschuldigte sich laut US-Medien später für die „kurz angebundene Art und Weise des Gesprächs“, bestritt jedoch, sie sexistisch beleidigt zu haben.

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In ihrer Rede erzählte Ocasio-Cortez, sie hätte den Vorfall einfach ad acta legen wollen – es sei schließlich nur ein weiterer Tag im Leben einer Frau in einer patriarchalen Gesellschaft. „Ich habe in Restaurants gekellnert. Ich habe Männer aus Bars hinausgeworfen, die eine Sprache wie die von Herrn Yoho verwendet haben“, sagte die Abgeordnete. 

Doch als Yoho sich im Repräsentantenhaus entschuldigte, entschied Ocasio-Cortez, das Geschehene anzusprechen.

Angeblich soll Yoho sich nämlich damit herausgeredet haben, selbst Ehemann und Vater von zwei Töchtern zu sein. „Ich habe ein Problem damit, wenn Männer Frauen, Ehefrauen und Töchter als 'Schutzschilde' und Entschuldigung für schlechtes Verhalten benutzen“, sagte die US-Abgeordnete.

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Sie selbst sei zwei Jahre jünger als Ted Yohos jüngste Tochter, „und ich bin auch jemandes Tochter“, so Ocasio-Cortez. Ihre Mutter habe live im Fernsehen gesehen, wie Yoho ihre Tochter beleidigt habe.

Ocasio-Cortez, die 2018 als bislang jüngste Frau in den Kongress gewählt worden war, gilt als eine Leitfigur des linken Flügels der Demokraten und ist auch eine ausgesprochene Kritikerin des Präsidenten Donald Trump. In ihrer Rede kritisierte die Politikerin auch Trump: „Der Präsident der USA sagte mir letztes Jahr, ich solle in ein anderes Land zurückkehren, implizierend, dass ich nicht nach Amerika gehöre.“ (mit dpa, AFP)

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