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Separatistenführer: Wladimir Antjufejew ist „Vize-Premier“ in Donezk.
© REUTERS

Neuer Separatisten-Führer in Ukraine: „Ich bin Russe durch und durch“

Die Separatisten in Donezk haben einen neuen Anführer: Wladimir Antjufejew gilt als russlandtreu. Sein Vorgänger soll Moskau immer mehr verärgert haben.

Seit Montag haben die von Russland unterstützten Separatisten der „Volksrepublik Donezk“ einen neuen Anführer. Wladimir Antjufejew gab die Personalie selber bekannt. Auf einer Pressekonferenz in Donezk berichtete der 63-Jährige fast beiläufig darüber, dass er den nach Moskau geflohenen Alexander Borodai ersetzen wird. Antjufejew war früher Minister für Staatssicherheit der separatistischen Republik Transnistrien, die zu Moldau gehört.

In der Ukraine löste der Auftritt Antjufejews Kritik aus. Anders als sonst üblich, trat er im dunkelblauen Anzug vor die Medien. In seiner Zeit als Chefspion ließ sich der gebürtige Nowosibirsker stets in Uniform ablichten. Zwanzig Jahre lang, von 1992 bis 2012, war der frühere Vize-Polizeichef der lettischen Stadt Riga Moskaus Statthalter in Transnistrien. Der Konflikt um die Region ist bis heute ungelöst, die „Republik“ Transnistrien ist international nicht anerkannt, auch nicht von Moskau. Durch die Krise in der Ukraine und den Antrag Transnistriens, der Russischen Föderation beizutreten, ist der Konflikt wieder im Fokus der Weltpolitik. Die Ukraine beschuldigt Russland, vom Gebiet Transnistriens aus Waffen und Soldaten in die Ukraine zu bringen.

Borodai soll Moskau verärgert haben

In Kiew wunderte es niemanden, dass Russland auf einen Mann wie Wladimir Antjufejew zurückgreift. Nicht nur der Abschuss der malaysischen Verkehrsmaschine über der Ostukraine soll für die Personalentscheidung ausschlaggebend gewesen sein, auch das Auftreten des 42-jährigen Borodai soll in Moskau immer größere Verärgerung hervorgerufen haben. Am vergangenen Freitag feierte dieser selbst ernannte Ministerpräsident der „Volksrepublik Donezk“ Geburtstag in seiner Heimatstadt Moskau. Antjufejew sagte auf der Pressekonferenz zwar, er werde das Amt Borodais nur vorübergehend einnehmen, ließ aber offen, wann Borodai in den Donbass zurückkehren wird. Seit Mitte Mai hatte der studierte Philosoph, der in den 1990er Jahren als Kriegsreporter für die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti aus Tschetschenien berichtete, das Amt des „Ministerpräsidenten“ bekleidet. Als Student soll Borodai 1993 beim Putsch gegen den damaligen russischen Präsidenten Boris Jelzin beteiligt gewesen sein.

Seit Ende Juni saß Borodai den Vertretern der Ukraine, Russlands und der OSZE gegenüber und führte Friedensverhandlungen. Vor allem der russische Botschafter in der Ukraine, Michail Surabow, war von Anfang an unzufrieden mit dem Repräsentanten der Separatisten. Borodais Auftritt wenige Stunden nach dem Absturz der malaysischen Passagiermaschine, als er in einem Kornfeld, schwer bewacht von Soldaten des Bataillons Wostok, vor die Kameras trat, soll schließlich zu seiner Absetzung geführt haben.

Wladimir Antjufejew wird per Haftbefehl gesucht

Antjufejew präsentierte sich bei seinem ersten Auftritt viel zurückhaltender. Für Empörung in der Ukraine sorgte die Äußerung, er selber fühle sich als „Russe durch und durch“, zudem leide er bis heute unter dem Zusammenbruch der Sowjetunion, deren Werten er sich immer verpflichtet gefühlt habe. Der Professor der Akademie für Militärwissenschaften in Russland wird von Lettland und Moldau per Haftbefehl gesucht, Vorwurf: Umsturzversuche und Zerstörung von KGB-Akten. Antjufejew sagte, für die Menschen in Donezk habe er die folgende Botschaft: „Ich bin auf Einladung der Volksrepublik Donezk gekommen und versichere, mich an die bestehenden Gesetze zu halten und den Menschen zu helfen.“

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