Migration: Hysterie und Asyldebatte
Der Fall der "Aquarius" zeigt, was die so genannte Grenzschließung bedeuten wird: Sie führt Richtung Unmenschlichkeit. Wollen wir das wirklich? Ein Zwischenruf.
Werden jetzt alle verrückt?
Der Ton, in dem aktuell über Migration gesprochen wird, klingt nahezu hysterisch. Migration wurde zur Schicksalsfrage für Europa erklärt, weil keine gemeinsame Position zur Flüchtlingsverteilungsfrage absehbar ist, da jede einzelne Länderregierung für sich vor allem ihre eigene Agenda abarbeitet. Die Koalition in Berlin wird von der CSU im Streit um Grenzfragen in diesen Stunden an den Rand ihrer Existenz getrieben. Der österreichische Kanzler will zwischen Berlin, Wien und Rom eine „Achse der Willigen“ schmieden, was mit Blick auf die früheren "Achsenmächte"-Ideen von Hitler und Mussolini schon als Wortwahl schaudern lässt. Und auch jenseits davon. Die „Willigen“ sind in der Logik von Kurz und allen, die ihm beipflichten, diejenigen, die willens sind, die harte Linie der sogenannten „Grenzschließung“ zu fahren, es sind diejenigen, die in letzter Konsequenz bereit sind zur Unmenschlichkeit. Wie die Arbeit der Willigen aussehen könnte, zeigt sich ja gerade an der „Aquarius“, an dem Boot mit immer noch rund 100 Menschen an Bord, hungrigen, durstigen, ängstlichen Menschen, das keinen Hafen findet.
Ist das wirklich wahr? Ist das Europas Antwort auf ein Problem? Dass man, statt sich zusammenzureißen und gefälligst, kompetent und gut bezahlt, wie man ist, einen Kompromiss zu finden, der für alle europäischen Länder tragbar ist, dass man stattdessen sagt: Nö, ich beweg ich nicht, dann müssen eben Menschen leiden, am Ende auch: sterben?
Das darf nicht die Wahrheit sein. Das ist nicht akzeptabel.