Aquarius und Trenton: Kein Land in Sicht für Rettungsschiffe
Die Überfahrt der Aquarius verzögert sich wegen starkem Wellengang. Zeitgleich wartet ein US-Marineschiff mit Flüchtlingen auf dem Mittelmeer darauf, dass es einen Hafen zugewiesen bekommt.
Das Flüchtlingsschiff Aquarius und seine beiden italienischen Begleitboote mit insgesamt 629 Menschen an Bord haben wegen schlechten Wetters mit hohem Wellengang ihren Kurs im Mittelmeer geändert. "Die Aquarius wird an der Ostküste Sardiniens entlangfahren, um das schlechte Wetter zu meiden", gab die für das Schiff zuständige Hilfsorganisation SOS Méditerranée am Donnerstag über den Kurzbotschaftendienst Twitter bekannt. Damit dürfte sich die Fahrt, die das Schiff nach Spanien in den Hafen von Valencia führen soll, noch einmal verlängern.
Das Schiff mit mehr als 600 Flüchtlingen an Bord war tagelang im Mittelmeer blockiert, nachdem sich Italien und Malta geweigert hatten, die Menschen aufzunehmen. Schließlich erklärte sich Spanien bereit, die Insassen in Valencia an Land gehen zu lassen. Ein Teil der Flüchtlinge wurde inzwischen auf zwei Boote der italienischen Küstenwache und Marine umverteilt. Nach Angaben der Hilfsorganisationen brauchen einige Flüchtinge besondere medizinische Betreuung, viele sind wegen der rauen See seekrank.
SOS Méditerranée teilte mit, durch die Kursänderung solle den "kranken, erschöpften und unter Schock stehenden Geretteten eine unerträgliche Situation" erspart bleiben. Am Mittwoch hatte die Aquarius mit Windstärken von 65 Kilometern pro Stunde und vier Meter hohen Wellen zu kämpfen gehabt.
Spanien will Insassen der "Aquarius" genauso wie andere Migranten behandeln
Aus Spanien heißt es, man werde die Insassen des von Italien abgewiesenen Flüchtlingsschiffes genauso wie andere Migranten behandeln. „Sie werden so behandelt werden, wie alle Flüchtlinge, die bei uns etwa auf Booten eintreffen“, sagte Innenminister Fernando Grande-Marlaska am Donnerstag in einem Radiointerview.
„Wir werden wie immer jeden Fall einzeln prüfen“, sagte der Minister. Falls vom Migranten Asyl beantragt werde, werde man untersuchen, ob dieser die gesetzlichen Voraussetzungen erfülle oder ob man einen Ausweisungsprozess einleiten müsse.
US-Marineschiff Trenton wartet mit 40 Überlebnden auf einen Hafen
Unterdessen steckt ein zweites Schiff auf dem Mittelmeer in Bedrängnis. Das US-Marineschiff Trenton mit 40 Überlebenden an Bord, hat seit Dienstag keinen Hafen zugewiesen bekommen. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) dringt darauf, das US-Marineschiff mit Dutzenden Migranten an Bord schnell in einen italienischen Hafen einfahren zu lassen. Die Trenton sei vor Augusta in Sizilien und sie werde „hoffentlich“ die Autorisierung für die Einfahrt bekommen, erklärte IOM-Sprecher Falvio Di Giacomo am Donnerstag auf Twitter.
Berichte, wonach zwölf Leichen von Migranten über Bord geworfen worden seien, weil es auf dem Schiff keinen Kühlraum gebe, könnten erst dann bestätigt werden. Die US Navy äußerte sich dazu zunächst nicht.
Versöhnliche Töne zwischen Frankreich und Italien
Auf politischer Ebene entspannt sich derweil die Lage etwas. Der französische Präsident Emmanuel Macron habe ein Telefonat mit Regierungschef Giuseppe Conte geführt, teilte das Büro des Italieners am Donnerstag mit. Macron betonte demnach, er habe Italien oder die italienische Bevölkerung niemals beleidigen wollen. Das für Freitag anberaumte Treffen mit Macron, das Conte zwischenzeitlich infrage gestellt hatte, wurde bestätigt. In dem Telefonat seien sich beide einig gewesen, dass neue Initiativen in der europäischen Flüchtlingspolitik besprochen werden müssten.
Macron hatte zuvor die Entscheidung Italiens, der "Aquarius" das Einlaufen in einen italienischen Hafen zu verweigern, als zynisch und verantwortungslos kritisiert. Gabriel Attal, ein Sprecher von Macrons Partei, sagte: "Die italienische Position lässt mich kotzen." Daraufhin bestellte Italien die französische Botschafterin ein. Eine dauerhafte politische Lösung für den Umgang mit Flüchtlingsschiffen auf dem Mittelmeer wurde bisher noch nicht gefunden. (AFP, dpa, Reuters)