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Demonstrationen für die Unabhängigkeit Kataloniens in Barcelona
© AFP/Joseph Lago

Protest und Kundgebung in Barcelona: Hunderttausende Katalanen demonstrieren für Unabhängigkeit

In Katalonien hält der Protest gegen die Verurteilung führender Separatisten an. In Barcelona kommt es dabei wieder zu Gewalt.

In Barcelona haben am Samstag wieder hunderttausende Menschen für die Unabhängigkeit Kataloniens demonstriert. Die Demonstranten marschierten durch das Zentrum der katalanischen Hauptstadt, schwenkten katalanische Flaggen und riefen "Freiheit für die politischen Gefangenen".

Nach Angaben der Polizei beteiligten sich rund 350.000 Menschen an der Demonstration, die sich gegen die Verurteilung mehrerer Anführer der Unabhängigkeitsbewegung richtete. Am Abend lieferten sich tausende Unabhängigkeitsbefürworter gewaltsame Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Die Katalanische Nationalversammlung (ANC) und die Kulturvereinigung Omnium hatten zu der Großdemonstration aufgerufen, um gegen "die Unterdrückung durch den spanischen Staat" und für die "Freiheit" zu demonstrieren. Am 14. Oktober hatte Spaniens Oberster Gerichtshof Haftstrafen von bis zu 13 Jahren gegen prominente Politiker der Bewegung verhängt. Seither kam es in Katalonien wiederholt zu Massenprotesten und heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei, fast 600 Menschen wurden verletzt.

Nach dem friedlichen Protestmarsch am Samstag, der vom Hafen Barcelonas zur weltberühmten Gaudí-Kathedrale Sagrada Família führte, beteiligten sich am Abend noch mehrere tausend Menschen an einer zweiten Demonstration, zu der das Verteidigungskomitee der Republik (CDR), eine Gruppe radikaler Unabhängigkeitsbefürworter, aufgerufen hatte.

Nach Polizeiangaben versammelten sich rund 10.000 Demonstranten vor dem Polizeipräsidium. Sie riefen "Besatzungstruppen raus" und beschimpften die Einsatzkräfte als "Söhne Francos". Damit spielten sie auf den Diktator Francisco Franco an, der Spanien bis 1975 mit harter Hand regiert hatte.

Die vorwiegend jungen Demonstranten bewarfen die Polizisten mit Plastikbällen und Murmeln, später flogen auch Flaschen, Getränkedosen, Steine und Feuerwerkskörper. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Gummigeschosse ein.

Konfrontation in Barcelona: Demonstranten und die Polizei
Konfrontation in Barcelona: Demonstranten und die Polizei
© Reuters/Jon Nazca

Katalanen uneins über Unabhängigkeit

Die Katalanen sind in der Frage einer Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien tief gespalten. In Umfragen äußern sich rund 44 Prozent der Befragten für eine Loslösung von Spanien, während mehr als 48 Prozent dagegen sind.

Für Sonntag ist eine Kundgebung der "schweigenden Mehrheit" der Gegner der Unabhängigkeit geplant. Dazu werden auch mehrere Mitglieder der Zentralregierung in Madrid erwartet, darunter der aus Katalonien stammende Außenminister und designierte EU-Außenbeauftragte, Josep Borrell.

Vor zwei Jahren hatte die Unabhängigkeitsbewegung an Fahrt aufgenommen, als am 1. Oktober 2017 gegen den Willen Madrids ein Referendum abgehalten und für kurze Zeit sogar die Unabhängigkeit Kataloniens ausgerufen wurde.

Die Zentralregierung in Madrid setzte die Autonomie der Region im Nordosten Spaniens daraufhin aus und enthob die Regionalregierung ihres Amtes. Regionalpräsident Carles Puigdemont floh ins Exil und entzog sich der Strafverfolgung in Spanien. Der Konflikt stürzte Spanien in eine der schwersten politischen Krisen der vergangenen Jahrzehnte.

Vor einer Woche hatte Kataloniens Regionalpräsidenten Quim Torra den spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez erneut zu Gesprächen "ohne Vorbedingungen" aufgefordert. Mit seiner Forderung zielt Torra auch auf ein neues Unabhängigkeitsreferendum ab, das die spanische Zentralregierung allerdings kategorisch ablehnt.

Bei der Demonstration am Samstag sagte Torra, die Katalanen hätten bei den Protesten der vergangenen Tage ihre "Einigkeit" unter Beweis gestellt. Darauf müsse nun "der nächste Schritt" folgen: Die Katalanen müssten ihr "Selbstbestimmungsrecht" ausüben.

Die Zentralregierung erteilte Torras Forderungen umgehend eine Absage. "Worüber wir nicht reden werden, ist das Selbstbestimmungsrecht", sagte Vize-Regierungschefin Carmen Calvo. "Wenn das Ziel ist, Spaniens territoriale Einheit zu zerschlagen und Katalonien von Spanien zu trennen, können wir einfach nicht reden." (AFP)

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