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Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner hat sich dem Protest der Bevölkerung angeschlossen.
© Tobias Hase/dpa

Stromtrassen in Bayern: Horst Seehofer springt Ilse Aigner bei

Gegen die Stromtrassen, die Windstrom von der Küste in den Süden Deutschlands bringen sollen, regt sich vor allem in Bayern heftiger Widerstand. Nun hatte die bayrische Wirtschaftsministerin die Idee, eine der Trassen doch kurzerhand durch Hessen und Baden-Württemberg laufen zu lassen. Die sind, wenn wundert's, wenig begeistert

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat den Vorschlag, eine umstrittene neue Stromtrasse nach Westen zu verschieben, gegen Kritik aus den Nachbar-Bundesländern verteidigt. „Das hat nichts mit Sankt-Florians-Prinzip zu tun, sondern mit einer vernünftigen Energiepolitik“, sagte der CSU-Chef am Montag vor einer Parteivorstandssitzung in München. Baden-Württemberg brauche den SuedLink ohnehin und habe diesen auch begrüßt. Nun gehe es nur darum, wo man einen Zweig nach Bayern führe. Und wenn man den SuedLink von den Windkraftanlagen in der Nordsee nach Baden-Württemberg führen wolle, dann müsse dieser eben durch Hessen führen. „Der kann nur durch Hessen gehen“, betonte Seehofer. „Wo soll er denn sonst durchgehen?“

Die Superleitung soll die Energieversorgung im industriestarken Süden gewährleisten, wenn bis 2022 die letzten Atommeiler abgeschaltet werden. Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hatte am Wochenende vorgeschlagen, eine der sogenannten
Suedlink-Trassen nach Westen zu verschieben. Sie könne nicht hinnehmen, dass durch Bayern als einziges Bundesland zwei neue Stromtrassen verliefen, sagte Aigner der "Passauer Neuen Presse" vom Montag. Mit einer Verschiebung würde die Trasse statt durch Bayern hauptsächlich durch Hessen und Baden-Württemberg laufen.

"Kegelbahn in Nachbars Garten"

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) lehnte den Vorstoß strikt ab: "Egal, was in Bayern gedacht, geredet oder geschrieben wird, es wird keine Verlagerung der Trassenführung gegen die hessischen Interessen geben", sagte er der "Passauer Neuen Presse". Auch Baden-Württemberg wies Aigners Vorschlag zurück: Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) kritisierte am Samstag im Gespräch mit dem SWR die Forderung als "bayerischen Egoismus". Die Energiewende sei eine nationale Aufgabe. Es könne nicht sein, dass sich Bayern seiner "Verantwortung für dieses Jahrhundertprojekt einfach entziehen will", sagte Schmid dem Sender. Auch Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger kritisierte Aigners Pläne: "Das ist so, als würde ich eine Kegelbahn in Nachbars Garten bauen wollen, weil ich meinen eigenen Rasen nicht zerstören will.“

Wenn 2022 die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet sind, soll Suedlink Windstrom von der Küste in den Süden bringen. Geplant sind zwei Stromtrassen, eine zwischen Wilster in Schleswig-Holstein und Grafenrheinfeld in Bayern sowie zwischen Brunsbüttel in Schleswig-Holstein und Großgartach in Baden-Württemberg. Gebaut wird bereits jetzt eine Trasse von Lauchstädt in Sachsen-Anhalt ebenfalls nach Grafenrheinfeld in Bayern. Gegen die Stromtrassen regt sich vor allem in Bayern und Hessen großer Widerstand.

(dpa)

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