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Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ist ein Mann, dessen Wort in der Südwest CDU Gewicht hat..
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Grün-Schwarz in Baden-Württemberg: Herr Schäuble, übernehmen Sie!

Noch immer liebäugeln einige Christdemokraten in Baden-Württemberg mit einer Koalition der Wahlverlierer. Damit muss Schluss sein. Und das muss einer sagen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Baden-Württemberg – kein Bundesland wie jedes andere. Europaweit und bundesweit vorn in Forschung und Entwicklung, bei technischer Innovation außerdem. Die Wirtschaft, maßgeblich fürs Land und sein Selbstverständnis, wünscht sich ein „Weiter so“ mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Der Grüne als Stabilitätsanker – was für eine Zeitenwende! Und darum wird es hohe Zeit, dass die Schwarzen, die Vertreter der CDU, das anerkennen und danach handeln. Die Bürger wollen keine Deutschland-Koalition, sondern eine für ihr Land. Nach Lage der Dinge ist das Grün-Schwarz. Alles andere wäre eine Missachtung des Wählerwillens. Die SPD steht ja nicht zur Verfügung.

Nur muss das einer aus der CDU auch mal so sagen, einer mit Gewicht. Spitzenkandidat Guido Wolf ist es nicht. Thomas Strobl – der bundespolitisch mehr zu sagen hat als Wolf – auch nicht. Denn er steht, unabhängig von seinen Jahren als Generalsekretär so unterschiedlicher Herren wie Günther Oettinger und Stefan Mappus, dann doch eher für eine städtische CDU. Die kommt in aller Regel aufgeklärt, sozial, moderat daher. Und für die ist ein Bündnis mit den Grünen weder Menetekel noch Zumutung. Die Schnittmengen bei den Ansichten sind groß. Bei den Konservativen kann Landeschef Strobl auch vor diesem Hintergrund für Grün-Schwarz weder ausreichend werben noch punkten.

Das muss ein anderer tun. Ein anderer Spitzenkandidat: der bei der letzten Bundestagswahl. Wolfgang Schäuble hat als einziger Aktiver in seiner Heimat die nötige Autorität, und das zumal gegenüber dem konservativen Flügel. Im Ländle kennen sie ihn und seine Ansichten noch besser als im Bund, will sagen: Schäuble ist der Zukunft zugewandt, aber keiner, der je Experimente ohne jede Erfolgsaussicht befürworten würde.

Er muss diejenigen gewinnen, die zum Beispiel auf der Alb gewählt worden sind, also den konservativen ländlichen Raum einbeziehen. Und dann müssen die, nennen wir sie Städter, auf Posten und damit Macht in der Regierung verzichten. Auf diese Weise entwickelt sich womöglich die CDU – und sie hätte bundesweit die Perspektive einer gestärkt moderaten, moderneren Position. Wie es ihr gebührt. Denn Baden-Württemberg ist kein Bundesland wie jedes andere.

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