Frust unter den Söder-Fans in der CDU: Auf Armin Laschet wartet ein hartes Stück Arbeit
Wenn Armin Laschet als Kanzlerkandidat Erfolg haben will, braucht er die CDU-Basis. Doch viele Mitglieder sind gefrustet, es gibt sogar Austritte.
Es hat Austritte gegeben, sagt Andreas Börner. Bislang waren es noch nicht besonders viele, aber es waren altgediente Mitglieder darunter. „Leute, die seit Jahrzehnten in der CDU sind. Die schon ganz andere Dinge miterlebt haben“, sagt Börner am Telefon. Er ist Kreisvorsitzender im hessischen CDU-Kreisverband Hersfeld-Rotenburg. Die Austritte machen ihn betroffen. „Das sind zum Teil Mitglieder aus einer Generation, für die bislang der Spruch galt: Aus der Partei tritt man nicht aus.“
CDU-Kreisvorsitzende bundesweit bekommen zur Zeit Mails, SMS und Whatsapp-Nachrichten von ihren Mitgliedern. An der Basis hatten sich viele CSU-Chef Markus Söder als Kanzlerkandidaten gewünscht. Die Entscheidung für Armin Laschet sorgt für Enttäuschung, Unmut und Unverständnis.
Unterschätzen sollte man den Frust nicht
Erfahrene Christdemokraten hatten das bereits befürchtet. In der entscheidenden Sitzung des CDU-Bundesvorstands in der Nacht von Montag auf Dienstag hatte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier gewarnt, er glaube nicht, dass die Basis die Entscheidung des Vorstands einfach so hinnehme. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass das so nicht akzeptiert wird.“
Zwar zeichnet sich bislang kein Aufstand ab. Ein Teil der Kreisverbände war ja ohnehin für Laschet. Doch unterschätzen sollte man den Frust der anderen dennoch nicht. Das Wohl und Wehe von Armin Laschet als Kanzlerkandidat hängt auch davon ab, ob er eine motivierte Basis hinter sich hat. Kann Laschet es schaffen, die Mitglieder von sich zu überzeugen?
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Der Kreisvorsitzende Börner versucht derzeit, die Unzufriedenen zu beschwichtigen. Es nütze ja nichts, sagt er ihnen, wenn man jetzt grolle und am Ende sitze eine Grüne im Kanzleramt. Doch Börner weiß: Es wird zumindest schwierig, die Mitglieder zu motivieren. Sie sind es, die Wochen vor der Wahl die Plakate aufhängen, sie nach der Wahl wieder abhängen, die an den Infoständen stehen und um Stimmen werben. „Ich bin sehr gespannt, ob sie mitmachen“, sagt Börner.
„Die eine schlechte Nachricht löst die andere ab“
Auch im Kreisverband von Marcus Fritsch im Vogtland waren die Mitglieder mehrheitlich für Söder. Jetzt sehen die CDU-Leute hier einen schwierigen Wahlkampf auf sich zukommen. Kreisgeschäftsführer Fritsch hat den Donnerstagvormittag am Telefon verbracht. Es gab Anrufe in Sachen K-Frage, aber auch Beschwerden wegen der Novelle des Infektionsschutzgesetzes, das am Donnerstag in Kraft trat. „Die eine schlechte Nachricht löst die andere ab“, sagt er. Während anderswo in Deutschland die Grünen der Hauptgegner für die CDU sind, sei es in Sachsen die AfD. Die CDU hätte hier Rückenwind gut gebrauchen können – von Söder hat man sich genau das versprochen. Fritsch ist trotzdem froh, dass der Machtkampf in der K-Frage entschieden ist. Jetzt könne man sich wenigstens auf den Kanzlerkandidaten einstellen.
Dass es an der Basis rumort, liegt allerdings nicht nur an den Zweifeln an Laschet, sondern auch an dem Gefühl vieler Mitglieder, als Basis vom CDU-Vorstand in Berlin übergangen worden zu sein. „Nach der Vorsitzendenwahl ist das nun das zweite Mal, dass die Basis außen vor gelassen wird“, sagt etwa der CDU-Lokalpolitiker Christopher Other aus Thüringen. Er glaubt: In Zukunft sollten die Kreisvorsitzenden mehr Mitsprache erhalten. „Der Parteivorstand kann solche wichtigen Personalien nicht alleine beschließen.“
Ähnliches hört man im baden-württembergischen Schwäbisch Hall, eine halbe Autostunde von der bayerischen Grenze entfernt. Nur einer im Kreisverband sei hier pro Laschet gewesen, erzählt der örtliche CDU-Vorsitzende Dominik Schloßstein. „Von der Parteiführung hätte ich mir mehr Rücksicht auf die Basis gewünscht.“ In der CDU müsse sich endlich „ein modernes Führungsdenken“ etablieren. „Dass etwas von oben entschieden wird und die Basis das dann ohne Murren akzeptieren soll – diese Zeiten sollten eigentlich vorbei sein.“
Söder wird im Wahlkampf erwartet
Laschet müsse nun dafür sorgen, dass die Mitglieder trotz der Enttäuschung motiviert in den Wahlkampf zögen, fordert Schloßstein. Der Kanzlerkandidat müsse durchs Land touren, vor Ort da sein – und klare Kante zeigen, auf keinen Fall einen Wohlfühlkampf führen. Söder, davon ist Schloßstein überzeugt, könne das. „Er kommt einfach gut an. Darauf kann die CDU nicht verzichten“, sagt er – und ergänzt: „Ich habe ihn schon eingeladen.“ Im Juli wird der CSU-Chef in Schwäbisch Hall zum Wahlkampf erwartet.
Die Baden-Württemberger sind nicht die einzigen, die sich trotz allem Unterstützung von Söder im Wahlkampf erwarten. Auch aus Sachsen-Anhalt oder Sachsen heißt es, man werde Söder einladen. Für Laschet kann es auch heikel sein, wenn Söder im Sommer von der Basis umjubelt durch die Republik reist. Denn wenn der Franke weiterhin besser ankommt als der CDU-Chef, wird sich auch immer wieder jemand finden, der sagt: Hätten wir doch ihn genommen.
Unklar ist ohnehin, welche Sticheleien aus der kleineren Schwesterpartei im Wahlkampf noch kommen. Für Unmut sorgte in der CDU, dass die CSU am Donnerstag offensiv für ihre bundesweite „Online-Mitgliedschaft“ warb. Diese gibt es zwar schon länger, es handelt sich um eine Art Fördermitgliedschaft. Aber jetzt vermeldete die CSU Hunderte Eintritte.
Merz soll helfen
Laschet hat zumindest schon damit begonnen seine Partei hinter sich zu versammeln. Er will offenbar mit einem Team in den Wahlkampf ziehen, zu dem auch sein alter Konkurrent Friedrich Merz zählen soll. Und er besucht die Kreisverbände, zumindest virtuell. Mittwochabend etwa war er für anderthalb Stunden bei der Kreisvorsitzendenkonferenz der niedersächsischen CDU dabei. Auch hier waren in der K-Frage viele für Söder gewesen.
Dazu zählt beispielsweise der Bundestagsabgeordnete Fritz Güntzler, Kreisvorsitzender in Göttingen und Vizechef der Landes-CDU. Er hat das Gefühl, dass sich die Stimmung bereits beruhigt. „So ein innerparteilicher Wahlkampf sorgt natürlich für Polarisierung. Wenn man erstmal alle auf die Bäume getrieben hat, dann dauert es eine Weile, bis man sie behutsam wieder heruntergeholt hat“, sagt er. Doch so langsam kehre der Alltag wieder ein.
Güntzler spricht davon, dass Laschet ein guter Kanzler sein werde. Von einem „überzeugenden Auftritt“ Laschets bei der Kreisvorsitzendenkonferenz. Der CDU-Chef habe sich selbstkritisch gezeigt. Güntzler freut sich auch über die Zusage Laschets, Merz in sein Team einbinden zu wollen. Wenn das zügig geschehe, dann könne Merz „denen eine Heimat geben, die Laschet vielleicht nicht so toll finden“.
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