Euro-Krise und Griechenland: Grexit, Graccident und IWF
Wenn Politiker über die Griechenland-Krise reden, tauchen immer wieder Begriffe auf, deren Bedeutung vielen Bürgern unklar sind. Was bedeuten die wichtigsten Schlagwörter?
Grexit: Damit ist das komplette Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone gemeint. Sprich: Griechenland verlässt die Gemeinschaftswährung und führt wieder eine eigene Währung ein. Da ein Land nach den Verträgen der Europäischen Union nur aus der gesamten EU ausscheiden kann und nicht aus der Euro-Zone, ist der Grexit streng genommen aber unmöglich. Er müsste vertraglich zwischen Griechenland und den weiteren 18 Euro- Partnern geregelt werden. Da aber die Mehrheit der griechischen Bevölkerung den Euro behalten möchte, ist ein derartiges Vorgehen kaum wahrscheinlich.
Graccident: Dieser Begriff bedeutet, dass Griechenland bei einem "Unfall" ("accident") während der Verhandlungen aus dem Euro driftet. Hellas bleibt zwar nominell Euro-Mitglied, muss aber dennoch wegen der Staatspleite eine Parallelwährung zur Bezahlung von Rentnern, Staatsdienern oder Lieferanten einführen. Eine solche Zweitwährung hätte einen wesentlich geringeren Wert als der Euro. Die Folge: Da wichtige Importprodukte wie Öl oder Medikamente bei der Einfuhr in Euro abgerechnet würden, könnten beispielsweise die Benzinpreise auf dem hellenischen Markt explodieren.
Internationaler Währungsfonds (IWF): Eigentlich gehört zum Kerngeschäft des IWF die Vergabe von Krediten an Länder in Afrika, Asien und Südamerika. Dass der Washingtoner Währungsfonds seit 2010 auch pleitebe<drohte Länder in Europa unterstützt, geht auf das Drängen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zurück, die seinerzeit bei der Durchsetzung strikter Kreditauflagen mehr auf den IWF vertraute als auf die europäischen Institutionen. Wie die EU-Partner hat auch der IWF den Griechen Kredite gegeben, die allerdings im Gegensatz zu den EU-Hilfen bereits jetzt getilgt werden müssen. So muss Griechenland am 30. Juni 1,6 Milliarden Euro an den IWF zurückzahlen. Das Unterstützungsprogramm des IWF für Griechenland läuft noch bis 2016. Bei den aktuellen Verhandlungen will Griechenland erreichen, dass eine Hilfstranche der Euro-Partner und des IWF in Höhe von insgesamt 7,2 Milliarden lockergemacht wird. Der IWF steuert seinerseits 3,5 Milliarden Euro zu dieser Summe bei.
Zahlungsausfall: Ein anderes Wort für Pleite, die wiederum in der Regel von den Ratingagenturen festgestellt wird. Unklar ist, wann dieser Fall in den nächsten Wochen eintreten könnte, sofern es keine Einigung zwischen Athen und den Geldgebern gibt. Wenn Griechenland am 30. Juni nicht die Tilgungsrate von 1,6 Milliarden Euro an den IWF zurückzahlt, bedeutet das noch nicht zwangsläufig die Pleite, weil der Währungsfonds anschließend eine 30-tägige Mahnfrist gewähren dürfte.
Albrecht Meier