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Ein ukrainischer Soldat steht vor einem zerstörten Gebäude .
© Vincenzo Circosta/ZUMA Press Wire/dpa

„Inkompetent und fahrlässig“: Geheimdienstchef wundert sich über russische Kriegsführung

An Putins Plänen habe sich seit Kriegsbeginn nichts geändert, behauptet der ukrainische Generalmajor. Die Staatlichkeit der Ukraine soll vernichtet werden.

Fast zwei Monate nach Beginn des Ukraine-Kriegs hat sich nach Einschätzung des ukrainischen Militärgeheimdienstes nichts an den Plänen des russischen Präsidenten Wladimir Putin geändert.

"Das Ziel der militärischen Aggression ist dasselbe geblieben: Dies ist eine Operation, um die Staatlichkeit der Ukraine zu vernichten", sagte der Geheimdienstchef Kyrylo Budanow dem "Spiegel". Die Ukraine solle nach dem Willen Russlands "aufhören als Staat zu existieren".

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Auf die Frage, warum Russland entschieden habe, seine Truppen aus der Region um die Hauptstadt Kiew abzuziehen, sagte Budanow: "Sie haben sich nicht einfach so zurückgezogen - wir haben sie aus der Region Kiew vertrieben. Es begann damit, dass wir die Stadt Irpin zurückeroberten. Damit drohten ihre Kräfte im Kiewer Gebiet in zwei Teile zerschnitten zu werden."

Über das Scheitern des russischen Plans, Kiew zu erobern, wundere er sich nicht, sagte Budanow. Stattdessen wundere er sich darüber "wie inkompetent und fahrlässig die russischen Befehlshaber an die Durchführung einer so großen Operation herangegangen sind. Wenn sie wirklich glaubten, dass sie in drei Tagen damit fertig sind - und nach unseren Erkenntnissen waren sie felsenfest davon überzeugt - dann muss die russische Führung sich fragen, wie kompetent ihre Generäle sind."

Budanow wiederholte auch die Forderung der ukrainischen Regierung nach Waffen aus Deutschland: "Wir brauchen Artilleriesysteme - darin ist die deutsche Armee besonders stark", sagte der Generalmajor. "Und leider brauchen wir Panzer, weil wir sehr große Verluste an gepanzerten Fahrzeugen hatten."

Mit den Waffen wolle die ukrainische Armee die besetzten Gebiete befreien, sagte Budanow. Dazu zähle er auch die 2014 von Russland annektierte Halbinsel Krim. Ein Problem mit der Ausbildung ukrainischer Soldaten etwa am Kampfpanzer Leopard sieht Budanow nicht: "Das lernen wir schnell. Mit Verlaub, das ist keine höhere Mathematik."

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Angesichts der "unmenschlichen" Situation in der schwer umkämpften Hafenstadt Mariupol hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntag bereits mehr Unterstützung vom Westen gefordert.

Entweder die "Partner liefern der Ukraine sofort alle notwendigen schweren Waffen", oder sie unterstützten ihn bei den Verhandlungen über ein Ende der Belagerung, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft. Selenskyj will mit westlichen Kampfflugzeugen den "Druck auf Mariupol verringern und die Belagerung" aufbrechen.

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