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Ein Gebäude steht nach Beschuss beschädigt in einem Außenbezirk von Kiew.
© dpa/Evgeniy Maloletka/AP

Rache für Zerstörung des Kriegsschiffes „Moskwa“: Kiew ist wieder unter Beschuss – Russland verstärkt Angriffe auf Ukraine

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko berichtet von mehreren Explosionen im Kiewer Stadtteil Darnyzja. Die Produktionsanlagen einer Panzerfabrik wurden zerstört.

Nach dem Untergang des prestigeträchtigen russischen Kriegsschiffs „Moskwa“ haben die russischen Streitkräfte ihre Angriffe in der Ukraine verstärkt. Gouverneur Olexander Pawljuk berichtete am Freitag von drei Luftangriffen in der Region um die Hauptstadt Kiew - dazu kamen zahlreiche Bombardements im Osten des Landes. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj berichtete ebenfalls von anhaltendem Beschuss.

Bei dem neuen Angriff auf Kiew seien Produktionsanlagen einer Panzerfabrik zerstört worden, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, in Moskau. Zuvor hatte Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko von mehreren Explosionen im Stadtteil Darnyzja berichtet. Über Opfer wurde zunächst nichts bekannt. Rettungskräfte seien an Ort und Stelle, hieß es. Das Viertel liegt im Südosten der Millionenstadt.

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Klitschko appellierte im Nachrichtenkanal Telegram an die Bevölkerung der Hauptstadt, Luftalarm der Behörden nicht einfach zu ignorieren. In der ukrainischen Hauptstadt gibt es mehrfach täglich Luftalarm. Weil inzwischen auch Menschen, die vor der ersten Angriffswelle der Russen geflüchtet waren, wieder nach Kiew zurückkehren, forderte der Bürgermeister, dies zu unterlassen und an sicheren Orten zu bleiben.

Unbestätigten Meldungen zufolge gab es auch im Westen der Ukraine in der Region Lwiw erneut Explosionen. Die Lage in der besonders umkämpften Hafenstadt Mariupol ist weiter katastrophal.

Nach Darstellung des russischen Verteidigungsministeriums wurden in der südukrainischen Stadt Mykolajiw zudem ein Werk für die Reparatur von Panzertechnik sowie zwei Lager mit Raketen und Artillerie vernichtet. Mit Hochpräzisionswaffen seien 16 Militärobjekte getroffen worden, darunter auch im Gebiet um die Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer und um die zentralukrainische Stadt Poltawa. Mit anderen Waffensystemen seien Dutzende weiterer Ziele zerstört worden.

Das russische Verteidigungsministerium hatte zuvor angekündigt, dass „Anzahl und Umfang der Raketenangriffe auf Ziele in Kiew“ als Reaktion auf „terroristische Angriffe oder Sabotageakte des nationalistischen Kiewer Regimes auf russischem Territorium zunehmen“ werde.

Der russische Raketenkreuzer „Moskwa“.
Der russische Raketenkreuzer „Moskwa“.
© dpa/Zhang Jiye/XinHua

Der Raketenkreuzer „Moskwa“ war nach Angaben der US-Regierung am Donnerstag von ukrainischen Raketen getroffen worden. „Wir können bestätigen, dass das russische Schiff 'Moskwa' von zwei ukrainischen Neptun-Raketen getroffen wurde“, sagte ein hochrangiger Beamter des Verteidigungsministeriums am Freitag in Washington. Am Donnerstag hatte sich das Ministerium mit einer Einschätzung noch zurückgehalten.

Die Einschätzung entspricht der Darstellung der Ukraine, während von russischer Seite von einem Feuer und nachfolgenden Explosionen von Munition gesprochen wird. Die jeweiligen Angaben können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.

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Der Direktor des US-Geheimdienstes CIA, William Burns, warnte, dass Russland angesichts einer „möglichen Verzweiflung" über militärische „Rückschläge“ kleinere Atomwaffen einsetzen könne. Russland verfügt über ein Arsenal an taktischen Atomwaffen mit kleinerer Sprengkraft als die Bomben, welche die USA im Zweiten Weltkrieg über Hiroshima und Nagasaki abgeworfen hatten.

Wiederaufbau zerstörter Orte

Derweilen bemüht sich die Ukraine um den Wiederaufbau zerstörter Orten und Städte. Selenskyj sieht sein Land in ehemals von russischen Truppen besetzten Orten und Städten mit massiven Herausforderungen konfrontiert. Der Umfang der Arbeit für eine Wiederherstellung des normalen Lebens sei „wirklich enorm“. In mehr als 900 Orten würden nun Minen entschärft und auch die Versorgung mit Strom, Wasser und Gas wieder hergestellt, sagte der Staatschef in einer neuen Videobotschaft. Auch Polizei und andere Behörden nähmen die Arbeit wieder auf.

Für die humanitäre Versorgung seien bisher in 338 Orten Arbeitsstäbe eingerichtet worden. Auch Schulen und andere Bildungseinrichtungen würden wenn möglich wieder geöffnet. Insgesamt seien von den russischen Truppen mehr als 1000 Bildungseinrichtungen zerstört oder beschädigt worden.

Humanitäre Hilfe schwierig

Die Lieferung von Hilfsgütern wird nach Einschätzung britischer Geheimdienste durch eine inzwischen weitreichende Zerstörung von Straßen, Brücken und anderer Infrastruktur erschwert. In einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums in London hieß es, russische Truppen hätten bei ihrem Rückzug gezielt Brücken gesprengt, Fahrzeuge auf wichtigen Routen zurückgelassen und Landminen verstreut. In der Stadt Tschernihiw zum Beispiel gebe es nur noch eine einzige Fußgängerbrücke über den Fluss.

Ukraine: Große Zerstörung in Sjewjerodonezk

Durch den russischen Angriffskrieg nahm nach ukrainischen Angaben auch die Großstadt Sjewjerodonezk im Gebiet Luhansk großen Schaden. Dem Chef der lokalen Militärverwaltung, Olexandr Strjuk, zufolge ist sie zu 70 Prozent zerstört. Von rund 130.000 Bewohnern vor dem Krieg seien nur noch etwa 20.000 Menschen übrig geblieben.

Aus der Stadt sollte am Samstag nach Regierungsangaben aus Kiew ein Fluchtkorridor nach Bachmut führen. Insgesamt seien neun solcher Fluchtwege in den besonders umkämpften Gebieten der Regionen Luhansk und Donezk eingerichtet worden, sagte Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk. Auch aus der Mariupol sollten Menschen in Sicherheit gebracht werden.

Ukraine: Mindestens zehn Tote nach Beschuss von Charkiw

Bei einem Beschuss des Industriebezirks der ostukrainischen Metropole Charkiw sollen ukrainischen Angaben zufolge mindestens zehn Menschen getötet worden sein. Unter den Opfern sei ein sieben Monate altes Baby, teilte die örtliche Staatsanwaltschaft mit. Die Ukraine berichtete zudem über einen russischen Luftangriff auf einen Flugplatz in der Stadt Olexandrija in der zentralen Ukraine. Über Schäden oder Opfer gab es zunächst keine Angaben.

Selenskyj forderte erneut schärfere Sanktionen gegen Moskau. „Das nächste Sanktionspaket gegen Russland muss einen Verzicht auf russisches Öl beinhalten“, sagte er in seiner Videoansprache. Die aktuellen Strafmaßnahmen reichten nicht aus. „Wir fordern stärkere, zerstörerische.“ Der Krieg könne verkürzt werden, wenn Kiew rasch alle geforderten Waffen erhalte. Russland hat im Fall weiterer westlicher Waffenlieferungen mit „unvorhersehbaren Folgen“ gedroht.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs bekam die Ukraine Waffen aus vielen westlichen Ländern bekommen. Deutschland will seine Rüstungshilfe an Partnerländer nach einer Mitteilung von Freitagabend auf zwei Milliarden Euro aufstocken. Das Geld soll „weit überwiegend“ der Ukraine zugute kommen. (AFP, dpa)

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