Krankenkassen in Not: Gefährliche Dynamik
Die Politik will Wettbewerb im Kassensystem. Doch wenn ein derart großer Versicherer wie die DAK ins Wanken kommt, muss sie reagieren. Ein Kommentar.
Der Wettbewerb sei gewollt, sagt der Gesundheitsminister. Dass immer mehr gesetzliche Krankenkassen verschwinden, weil sie im Preiskampf nicht mithalten können: kein Problem. Hätten sie eben besser wirtschaften müssen. König Kunde kann weiterziehen zu günstigeren Anbietern, die ihn aufnehmen und ihm das gleiche Leistungsspektrum offerieren müssen.
Wenn die Kasse teurer wird, wechseln vor allem die Jungen und Gesunden
So weit die Theorie. Wie die Praxis aussieht, hat die Pleite der City BKK vor vier Jahren gezeigt. Wenn die Kasse teurer wird, wechseln vor allem Junge und Gesunde. Der Rest ist unbeweglich, zahlt immer mehr drauf und muss am Ende betteln, dass er anderswo unterkommt.
Demnächst könnte sich diese Dynamik wiederholen. Nur in anderer Dimension. Die DAK verpasst gerade gut sechs Millionen Versicherten einen Beitragsschock. Nicht nur, weil sie verschlafener ist als die Konkurrenz. Sondern auch, weil sie mehr Alte und Schwerstkranke versichert. Und weil die Politik das solidarische System mit ihren Zusatzbeiträgen destabilisiert hat.
Wenn eine derart große Kasse ins Wanken kommt, kann sich der Minister nicht länger zurücklehnen. Da drohen Dominoeffekte. Es wird spannend, zu sehen, wann und wie Hermann Gröhe darauf reagiert.