Schon wieder Pandemie-Weihnachten: Friedliche Corona-Einkehr? Wie schön das doch wäre…
Die Bundeswehr fliegt beatmete Kranke quer durchs Land, doch es schockiert schon nicht mehr. Wie konnte es so weit kommen? Ein Kommentar.
Strahlend weiß haben sich in den vergangenen Tagen die Schneeflocken auf Berlins Straßen, Bäume, Brücken gelegt. Warm leuchtet ab heute die dritte Kerze auf dem Kranz. Der Advent als Zeit des Lichts und der friedlichen Einkehr – wie schön es doch wäre.
Die Pandemie-Weihnacht, einmal das Fest ganz anders begehen: Das war 2020. Nur ein bisschen noch durchhalten, bis die Impfstoffe diesen Albtraum beenden und das Leben weitergehen kann. Dieses Mal, ein Jahr später, ist nur klar, dass nichts mehr klar ist.
Wie viele Opfer wird Delta noch fordern? Wann beginnt die Omikron-Welle, und was, zum Teufel, kommt dann erst auf uns zu? Wer im Schneeregen in der Impf-Warteschlange steht, der hat wenig, an dem er sich innerlich festhalten kann. Werden wir auch in der Adventszeit 2022 wieder einsam vor dem Gebäckteller sitzen? Noch zwölf Tage bis Heiligabend. Aber vielleicht bleiben die Christbaumkugeln besser gleich auf dem Dachboden.
Es ist die Zeit des Zweifels und der inneren Widersprüche
Das bisschen Gewissheit, das es in den vergangenen Monaten gab, bröckelt dahin. Es ist die Zeit des Zweifels und der inneren Widersprüche.
Gerade noch durften sich alle doppelt Geimpften gut geschützt fühlen. Nun sollen sie die Booster-Impfung am besten vorgestern ergattert haben – und sich gedanklich schon auf Impfung Nummer vier (bis ultimo) einstellen. Und zwar nicht nur, aber auch, um jene vor den Konsequenzen ihres eigenen Tuns zu bewahren, die noch keine einzige Spritze bekommen haben.
[Lesen Sie mehr bei Tagesspiegel Plus: Gespräch mit einem Facharzt, der schon seit Monaten Kinder unter 12 Jahren impft - "Ich empfehle die Impfung allen Eltern, für alle Kinder"]
Aus Südafrika heißt es, Omikron sei für Kinder gefährlicher als bisherige Varianten – aber nichts Genaues weiß man (bisher) nicht. Die Stiko-Mitglieder lassen sich noch immer nicht aus der Ruhe bringen. Sie sehen keine Eile, bei Kindern überhaupt mal mit einer ersten Impfung zu beginnen. Sind die Spritzen nun sehr dringend oder nicht so wichtig? Alleingelassen im Kommunikationschaos stehen die Eltern.
Es schockiert schon nicht mehr. Wie konnte es so weit kommen?
Seit Pandemiebeginn sagen die politisch Verantwortlichen, eine Überlastung des Gesundheitssystems müsse unbedingt verhindert werden. Doch die Pfleger und Ärztinnen in den Kliniken sind seit Langem weit jenseits ihrer persönlichen Kraftgrenzen. Krebskranke werden nicht operiert. Am Sonnabend wurden 510 Tote binnen 24 Stunden vermeldet. Sachsens Landesregierung hat ermöglicht, dass Angestellte in Krematorien bis zu zwölf Stunden täglich und auch sonntags arbeiten. Die Bundeswehr fliegt beatmete Kranke quer durchs Land.
[Lesen Sie mehr bei Tagesspiegel Plus: Protokoll des Überlebenskampfes - Ein normaler Krankenhaus-Tag im Corona-Wahnsinn]
Bei vielen Menschen sind solche Nachrichten längst eingepreist in die allgemeine Pandemiemüdigkeit. Es schockiert schon nicht mehr. Wie konnte es so weit kommen?
Vermutlich auch, weil jede und jeder so sehr damit beschäftigt ist, selbst durchzuhalten, weiterzumachen. All das auszuhalten, was die Pandemie der und dem Einzelnen abverlangt. Es wäre aufschlussreich, ließe sich den Menschen, die im Frühjahr 2020 in Deutschland lebten, zeigen, an welchem Punkt wir angelangt sind. Sie würden wohl eine andere Strategie wählen, mit der Pandemie umzugehen.
"Was hältst Du eigentlich von dem Ganzen?" Selbst eine so simple Frage ist zum Risiko geworden, so unterschiedlich sind die Perspektiven auf das Geschehen. Und doch kommt es in diesem traurigen Dezember genau darauf an: das persönliche Wort, der Trost von Mensch zu Mensch.
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