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Frauke Petry sprach am Samstag in Rodgau (Hessen) vor rund 80 Interessierten.
© dpa

Ex-Chefin der AfD stellt Plan vor: Frauke Petry startet ihr neues Projekt "Blaue Wende"

Bisher war ihre Idee nur grob bekannt: Am Samstag erläuterte Ex-AfD-Chefin Frauke Petry vor kleinem Publikum im hessischen Rodgau die Pläne für ihr neues Projekt.

Die Spielregeln sollen von Anfang an klar sein. "Die 'Blaue Wende' hat eine geringe Barriere zum Rauswurf", sagt Frauke Petry. "Und wir werden davon Gebrauch machen." Die Ex-AfD-Chefin steht in dunkelblauem Blazer und weißer Bluse in einem Konferenzhotel in Rodgau der Nähe von Frankfurt am Main. Dunkelrote Vorhänge hängen vor den Fenstern, die Luft steht.

Hier will sie mit ihrem Mann Marcus Pretzell vor einem kleinen Publikum den Startschuss für ihr neues politisches Projekt geben. Ganz anders als die AfD soll es funktionieren. Und Glücksritter, Verschwörungstheoretiker oder Querulanten sollen draußen bleiben.

Mehr als sechs Wochen ist es her, dass Petry und Pretzell aus der AfD ausgetreten sind, mehrere Parteifunktionäre sind ihnen gefolgt. Nun der erste gemeinsame Auftritt. Die Veranstaltung haben sie nur unter denen beworben, die sich im Internet bei der "Blauen Wende" registriert haben. Etwa 80 Leute, meist gut bürgerliches Publikum, füllen den Saal. Es ist keine Aufbruchsstimmung, die hier herrscht, aber neugierig ist man darauf, was das Paar sich nun unter seinem politischen Neuanfang vorstellt.

Menschen aus allen politischen Richtungen sollen sich vernetzen

Bisher war die Idee nur in groben Zügen bekannt: Im Vordergrund solle das Bürgerforum "Blaue Wende" stehen, in denen sich Menschen aus allen politischen Richtungen vernetzen sollen. Ein "Ideenpool" quasi. Die "Blaue Partei", betonte Petry stets, solle nur im Hintergrund wirken. Sie diene dazu, bei Wahlen antreten zu können. Auf den Landeslisten der "Blauen Partei" könnten sich auch Bürger ohne Parteibuch zur Wahl stellen.

Die Rede, die Marcus Pretzell am Samstag hält, ist eine Absage an das Parteiensystem. "Als die AfD gegründet wurde, habe ich unterschätzt, wie schnell Parteistrukturen korrumpieren", sagt der ehemalige AfD-Landeschef von NRW. "80, 90 Prozent der Entscheidung darüber, wer im deutschen Bundestag sitzt, fällen sehr kleine Zirkel." Viel Arbeit fließe in das Organisieren von Mehrheiten innerhalb der Partei. Viele Bürger hätten deshalb überhaupt keine Lust, sich in einer Partei zu engagieren.

Ein Herr im Nadelstreifenanzug murmelt immer wieder zustimmend: "So ist es!" Er sagt, die AfD habe ihn interessiert, früher habe er auch mit der CDU sympathisiert. Aber die sei ihm zu grün geworden, sie habe die Rechtsstaatsprinzipien über Bord geworfen. Die "Blaue Wende" sei eine interessante Bewegung "ohne zu rechts zu sein". Im Publikum denken viele offenbar ähnlich. Da sitzen auch Ex-SPDler, Ex-FDPler, ein Funktionär der "Freien Wähler" und Petry-Fans.

Die "Blaue Partei" soll zunächst bewusst klein gehalten werden

Die "Blaue Partei", sagt Pretzell, werde zunächst bewusst klein gehalten. Erst einmal sollen sich Interessierte im Bürgerforum engagieren. Sie werde als "als Filter" dienen. Nur wen man so ausreichend kennengelernt habe, werde in die Partei aufgenommen. Denn wie schwer es ist, jemanden aus einer Partei wieder auszuschließen, damit hat Petry in der AfD schmerzliche Erfahrungen machen müssen. In der losen Vereinigung "Blauen Wende" würden die, die stören, einfach nicht wieder eingeladen.

Petry sagt, sie wolle in Zukunft Liberale und Konservative vertreten, die sich einig seien, "dass es einen funktionierenden Staat geben muss". Dazu zählt auch Anette Schultner. Sie ist erst vor wenigen Wochen aus der AfD ausgetreten, dort war sie Chefin der "Christen in der AfD". Schultner ist nun in der "Blauen Partei" und hofft auf eine "konservative, bürgerliche Wende". Ob sie daran glaubt, dass das die Idee von Petry und Pretzell funktioniert? Sie lächelt: "Nichts ist ohne Risiko. Aber ich bin optimistisch."

Dem Herrn im Nadelstreifenanzug hat die Veranstaltung in Rodgau ebenfalls gefallen. Auch dass Petry ihre Kritik an der Energiewende erneuert hat. "Wissen Sie", raunt er, "auf den Klimawandel hat der Mensch fast gar keinen Einfluss. Und ich weiß aus sicherer Quelle, dass die Statistiken dazu fast alle gefälscht sind." Ganz ohne Verschwörer geht es eben nicht.

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