Flucht über den Ärmelkanal: Frankreich fordert Migrationsabkommen zwischen EU und Großbritannien
Binnen zwei Tagen versuchen mehr als 1100 Migranten, den Ärmelkanal zu überqueren. Frankreich reagiert - und fordert ein Migrationsabkommen mit Großbritannien.
Der französische Innenminister Gérald Darmanin hat ein Migrationsabkommen zwischen der EU und Großbritannien gefordert. Damit soll auch der Flüchtlingsstreit zwischen Paris und London beigelegt werden. Man sei für einen europäischen Vertrag, der die Probleme der Asylanträge, der Abschiebungen und der Familienzusammenführung löse, erklärte Darmanin am Sonntag. Das Projekt werde auf den Fahrplan der französischen EU-Ratspräsidentschaft kommen, die ab 1. Januar beginnt.
Britische Schiffe hatten binnen zwei Tagen mehr als 1100 Migranten bei dem Versuch gerettet oder aufgegriffen, über den Ärmelkanal nach Großbritannien zu gelangen. Nach Angaben des Innenministeriums wurden am Freitag bei 23 Einsätzen insgesamt 624 Migranten aufgegriffen, am Samstag waren es 491 Menschen bei 17 Einsätzen. Im selben Zeitraum hinderten die französischen Behörden nach eigenen Angaben 414 Migranten daran, nach Großbritannien überzusetzen.
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Nach einer Zählung der britischen Nachrichtenagentur PA ist seit Jahresbeginn mehr als 17.000 Migranten die Überfahrt nach Großbritannien gelungen. Das sind mehr als doppelt so viele wie im gesamten Jahr 2020. Die Zahl der Menschen, die in diesem Jahr die englische Küste erreichten, lag laut BBC bereits bei über 13.000. Im ganzen vergangenen Jahr 2020 wurden nach Angaben des britischen Innenministeriums 8417 Menschen gezählt.
Die steigende Zahl von Migranten, die den Ärmelkanal in kleinen Booten überqueren, hat nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU zu Beginn des Jahres zu wachsenden Spannungen zwischen London und Paris geführt.
Frankreichs Innenminister Gerald Darmanin forderte am Samstag die Aufnahme von Verhandlungen über ein Migrationsabkommen zwischen der Europäischen Union und Großbritannien. Dies sei notwendig, da das Thema in der Brexit-Vereinbarung nicht geregelt worden sei, sagte Darmanin bei einem Besuch an der französischen Nordseeküste. Frankreich werde das Thema bei seiner EU-Ratspräsidentschaft ab Januar auf die Agenda setzen.
Der französische Minister forderte die britische Regierung außerdem auf, "ihr Versprechen einzuhalten" und Mittel zur Bekämpfung von Schleusern an der französischen Küste bereitzustellen. Im Rahmen einer im Juli getroffenen Vereinbarung hatte sich Großbritannien bereit erklärt, die Grenzsicherung in Frankreich in diesem sowie im nächsten Jahr mit 62,7 Millionen Euro zu finanzieren.
Vor wenigen Wochen deutete die britische Innenministerin Priti Patel an, dass die Mittel auch zurückgehalten werden könnten, falls Frankreich die Schmugglerboote nicht entschlossener am Ablegen hindere. Darmanin hatte am Samstag die an der französischen Küste liegenden Orte Loon-Plage und Marck besucht, wo täglich Migranten versuchen, den Ärmelkanal zu überqueren, um nach England zu gelangen. (dpa, AFP)