Delta-Variante dominiert: Frankreich bereitet Gesetz zur Impfpflicht vor
In Frankreich sind noch längst nicht alle Krankenschwestern und Pfleger geimpft. Das soll sich nach dem Willen der Regierung ändern.
In Frankreich startete am Samstag nach dem Beginn der Sommerferien die erste Urlaubswelle; vielerorts staute sich der Verkehr auf den Autobahnen. Zahlreichen Politikern im Nachbarland bereitet die Ferienzeit allerdings Sorgen.
Wenn die Franzosen nun wieder massenhaft die Strände bevölkern oder an anderen beliebten Urlaubsregionen aufeinandertreffen, dann droht spätestens nach der Rückkehr im Herbst eine weitere Corona-Welle. Auch in Frankreich ist die ansteckendere Delta-Variante inzwischen dominant.
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Am kommenden Montag will sich Präsident Emmanuel Macron in einer Fernsehansprache an seine Landsleute wenden. Dabei wird er voraussichtlich daran erinnern, dass trotz der vergleichsweise niedrigen Infektionszahlen der Kampf gegen das Coronavirus noch nicht gewonnen ist.
Gegenwärtig liegt die Zahl der Neuinfektionen bei über 4000 pro Tag – mit steigender Tendenz. Europaminister Clément Beaune riet bereits dazu, Portugal und Spanien wegen der höheren Inzidenzen als Urlaubsziele zu meiden.
Große Sorge bereitet der Regierung zudem die Tatsache, dass die Impfkampagne an Schwung verliert. Deshalb arbeitet die französische Regierung an einem Gesetz, das eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen vorsieht. Dazu könnte vor allem das Gesundheits- und Pflegepersonal gehören.
Auch über eine generelle Impfpflicht wird nachgedacht
Obwohl gerade im Gesundheitswesen das Ansteckungsrisiko hoch ist, sind zahlreiche Pflegerinnen und Pfleger immer noch ungeimpft. Gerade einmal 57 Prozent der Mitarbeiter in den Altenheimen haben bislang eine Impfung erhalten.
Beim Personal in den Kliniken sind es 64 Prozent. Am Freitag empfahl der wissenschaftliche Beirat der Regierung eine sofortige Impfpflicht für all jene, die Kontakt mit vulnerablen Gruppen wie alten Menschen haben.
Doch damit nicht genug: Der Beirat empfiehlt, schon jetzt über eine generelle Impfpflicht nachzudenken. So könne rechtzeitig gegengesteuert werden, falls der weitere Verlauf der Pandemie es erfordern sollte.
Einige Kommunen führen Maskenpflicht wieder ein
Bevor sich Macron zu den Details einer möglichen Impfpflicht für Krankenschwestern und Pfleger äußert, tagt der so genannte Verteidigungsrat – jenes Gremium, das seit dem Beginn der Pandemie alle maßgeblichen Entscheidungen zur Corona-Bekämpfung auf nationaler Ebene getroffen hat. Bei den Kommunen haben die Verantwortlichen ebenfalls schon reagiert, um eine mögliche vierte Corona-Welle zu verhindern.
So führte der Bürgermeister von Le Touquet im Nordosten des Landes wieder eine Maskenpflicht an besonders bevölkerten Straßen ein. Die am Ärmelkanal gelegene Kommune gehört zu den beliebten touristischen Zielen. Auch in Nizza ist der Mund-Nasen-Schutz in einigen Vierteln nun wieder Pflicht. Ganz unbeschwert können die Franzosen nun also doch nicht Urlaub machen.