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Ein Sicherheitsposten bewacht die australische Botschaft in Peking.
© AFP/Greg Baker

Australische Journalisten in China: Flucht in die Botschaft vor den Sicherheitskräften

Mit der Ausreise der letzten beiden australischen Journalisten aus China erreichen die Beziehungen beider Länder einen neuen Tiefpunkt.

Der Journalist Bill Birtles feierte Mittwochnacht mit einigen Freunden eine Abschiedsparty in seinem Pekinger Apartment, als es gegen Mitternacht an der Tür klingelte. Davor standen sieben Beamte der chinesischen Staatssicherheit, einer der Polizisten filmte die Szene mit seiner Kamera. Das berichtet der australische China-Korrespondent auf der Webseite seines Arbeitgebers, der Fernsehstation „ABC“. Alles an dieser Begegnung verstörte ihn. „Auf der einen Seite ist es ihnen so wichtig, dass sie mit sieben Leuten vor meiner Türe auftauchen und mir erzählen, dass ich in einen Fall verwickelt bin, der die nationale Sicherheit betrifft“, sagt Birtles, „auf der anderen Seite sagen sie: Hey, wir rufen Dich dann morgen Nachmittag an, damit wir ein Gespräch organisieren können.“ Birtles flüchtete sich noch in der Nacht in die australische Botschaft in Peking.

Spätestens seit die australische Journalistin Cheng Lei Mitte August in China verschwunden war, wusste Birtles, dass auch er in der Volksrepublik nicht mehr sicher war. Seiner Kollegin Cheng Lei hatte es offenbar noch nicht einmal geholfen, dass sie für den chinesischen Staatssender CNTG arbeitete. Am Dienstag bestätigte Zhao Lijian, Sprecher des chinesischen Außenministeriums, erstmals, dass „Zwangsmaßnahmen“ gegen sie ergriffen worden seien wegen des Verdachts „krimineller Aktivitäten, die die nationale Sicherheit Chinas gefährden“. Ihr Fall gilt als weiteres Indiz dafür, dass sich die politischen Beziehungen zwischen Australien und China auf einem Tiefpunkt befinden.

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Nach Cheng Leis Verschwinden hatte die australische Botschaft dem ABC-Korrespondenten Birtles und dem AFR-Korrespondenten Mike Smith nahegelegt, das Land so bald wie möglich zu verlassen. Die Flüge waren gebucht, weshalb Birtles auch seine Abschiedsparty feierte. Doch plötzlich bestanden die chinesischen Behörden auf einem Gespräch der beiden mit der Staatssicherheit. Nach tagelangen Verhandlungen willigten beide Journalisten schließlich jeweils in Gespräche ein, in Gegenwart australischer Diplomaten. Im Gegenzug garantierten ihnen die chinesischen Beamten die Ausreise. Inzwischen sind beide sicher in Australien gelandet.

Seit Kurzem wehrt sich Australien gegen den wachsenden politischen Einfluss Chinas

Erstmals seit 1973 gibt es aktuell keine offiziell akkreditierten australischen Journalisten mehr in China. „Wir beobachten die drastischste Verschlechterung der chinesischen Kontrolle der Medien seit Jahrzehnten“, kommentierte die internationale Journalistenorganisation IFJ, „es hinterlässt in einer kritischen Zeit eine große Lücke in der glaubwürdigen Berichterstattung.“

Jahrzehntelang gründeten sich die Beziehungen beider Staaten auf dem Handel von Eisenerz, Kohle, Gas und Wein. Doch seit Kurzem wehrt sich Australien gegen die wachsende politische Einflussnahme Chinas. Die Volksrepublik wird inzwischen in Down Under vermehrt als Bedrohung für die Demokratie und die Nationale Sicherheit wahrgenommen. Es begann eine Abwärtsspirale der Beziehungen. Am meisten erzürnte Peking die internationale Initiative Australiens im April, eine gemeinsame Untersuchung bei der Weltgesundheitsorganisation über den Ursprung des Coronavirus zu starten. China verhängte daraufhin Handelssanktionen.

In Sicherheit: Inzwischen ist Mike Smith in Australien gelandet.
In Sicherheit: Inzwischen ist Mike Smith in Australien gelandet.
© dpa

Seit dem Frühjahr warnt Australien seine Bürger vor Reisen nach China, weil ihnen dort „willkürliche Verhaftungen“ drohen. Das wäre „Geiseldiplomatie“ – und das wird China nicht zum ersten Mal vorgeworfen. Seit 21 Monaten sitzen dort zwei kanadische Geschäftsleute in Haft. Sie waren festgenommen worden, nachdem sich Chinas diplomatische Beziehungen zu Kanada verschlechtert hatten, weil in Vancouver ein Auslieferungsverfahren gegen die chinesische Huawei-Finanzchefin und Tochter des Firmengründers Meng Wenzhou begonnen hatte.

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Der ABC-Korrespondent Bill Birtles wunderte sich über das Gespräch, das er nach langen Verhandlungen vor seiner Ausreise mit chinesischen Sicherheitsbeamten führen musste. Über seine Arbeit in China wurde er nicht befragt, berichtete er der Onlineseite „abc.net.au“, stattdessen wollten die Beamten Informationen über die festgenommene australische Kollegin Cheng Lei. „Ich kenne sie, aber nicht besonders gut, und Mike Smith hat sie in Schanghai nur ein einziges Mal getroffen“, sagt Birtles. Wenn man über sie sprechen wolle, seien sie beide nicht gerade die besten Personen dafür. Birtles vermutet daher andere Gründe hinter dem Gespräch. „Es fühlte sich eher an wie eine größere australisch-chinesische Auseinandersetzung, als dass es irgendwie mit diesem Fall zu tun haben könnte“, sagte Bill Birtles, „es hat sich sehr, sehr politisch angefühlt.“

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