Nach Putsch in Mali: Ex-Präsident Keïta verlässt sein Land
Der 75-Jährige soll einen leichten Schlaganfall erlitten haben und zur Behandlung nach Abu Dhabi gereist sein. Eine Rückkehr gilt als unwahrscheinlich.
Die malischen Putschisten haben sich im Machtkampf mit den Präsidenten des westafrikanischen Staatenbunds Ecowas durchgesetzt: Am Samstag verließ der am 18. August aus dem Amt geputschte Ex-Präsident Ibrahim Boubacar Keïta seine westafrikanische Heimat mit einem Privatflugzeug in Richtung Union der Arabischen Emirate (UAE): Der 75-jährige habe einen leichten Schlaganfall erlitten und werde sich in Abu Dhabi medizinischer Behandlung unterziehen, hieß es.
Sowohl Ecowas wie die Afrikanische Union (AU) hatten bislang gefordert, dass die malischen Coup-Führer Keïta wieder ins Amt einsetzen. Um ihrer Forderung Druck zu verleihen, hatten sie auch drastische Sanktionen gegen Mali – wie die Schließung der Grenzen und die Unterbrechung sämtlicher Finanztransaktionen – in Kraft gesetzt.
Rückkehr unwahrscheinlich
Inzwischen mussten die afrikanischen Staatschefs jedoch einsehen, dass die geforderte Rückkehr Keïtas unrealistisch ist. Die Enttäuschung der Bevölkerung über den seit sieben Jahren miserabel regierenden Präsidenten war bereits vor dem Putsch dermaßen groß, dass es wöchentlich zu Großdemonstrationen in der Hauptstadt Bamako kam. Inzwischen hat Ecowas die harten Sanktionen aufgeweicht und den Druck auf die Offiziere vermindert. Der Staatenbund will nun vor allem erreichen, dass es spätesten nach einem Jahr Neuwahlen gibt und nicht Militärs sondern Zivilisten die dominante Rolle in der Übergangsregierung spielen. Das von den Militärs eingesetzte „Comité National pour le Salut du Peuple“ (CNSP) strebte zunächst einen dreijährigen Übergang an, scheint sich jetzt aber auch mit zwei Jahren zufrieden zu geben.
Spannungen nach dem Putsch
Während die Anhänger der außerparlamentarischen Oppositionsbewegung „Mouvement du 5 Juin – Rassemblement des forces patriotique“ (M5-RFP) den Putsch zunächst gefeiert hatten, zeichnen sich inzwischen Spannungen zwischen der Bewegung und den Coup-Führern ab. Diese hatten für Samstag zu Versammlungen im ganzen Land aufgerufen, auf denen die Bevölkerung ihre Auffassung über den künftigen Kurs äußern konnten. Sie hatten dazu jedoch keine Vertreter der M5- RFP eingeladen.
In der Hauptstadt Bamako kam es daraufhin am Samstag zu heftigen Protesten, bis die Junta schließlich einlenkte und auch der außerparlamentarischen Bewegung einen Platz in den Volks-Versammlungen einräumte – neben Parteien, zivilgesellschaftlichen Gruppen und Gewerkschaften.
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Ihre Einladung hatten die Militärs nicht aus Versehen vergessen. Unter ihrem Vordenker, dem Imam Mahmoud Dicko, vertritt die außerparlamentarische Opposition in wesentlichen Fragen eine andere Linie als die Militärs. So würde Dicko den nicht enden wollenden Konflikt mit den extremistischen Islamisten lieber mit Verhandlungen als mit Waffen lösen und die rund 14000 im Land stationierten ausländischen Truppen am Liebsten noch heute nach Hause schicken.
900 Bundeswehrsoldaten in Mali stationiert
Dagegen schließt die Junta einen militärischen Triumph gegen die Extremisten nicht aus – und sieht sich dabei auf der Seite der westlichen Regierungen, die sogar eigene Truppen zum Kampf gegen den Terror nach Mali schickten. Vor allem Frankreich und die USA, zumindest indirekt aber auch Deutschland.
Gut 900 Bundeswehrsoldaten sind auf dem Flughafen der Stadt Gao stationiert, um ihre Aufklärungs-Drohnen über das Land zu schicken, Bundeswehrsoldaten sind auch in der europäischen Eingreiftruppe vertreten, die sich gegenwärtig für den Einsatz in der Sahelzone rüstet. Außerdem bilden in der Kaserne in Koulikoro unter anderen auch 75 deutsche Legionäre malische Soldaten aus.
Johannes Dieterich