Nach der Völkermordresolution des Bundestags: Erdogan-Sprecher: Türkei bereitet Maßnahmen gegen Deutschland vor
Der Kritik und den Beleidigungen sollen Taten folgen. Nach der Völkermordresolution des Bundestages an den Armeniern will die Türkei nicht mehr nur verbal gegen Deutschland vorgehen.
Nach der Völkermordresolution des Bundestags zu den Massakern an den Armeniern will die Türkei nach offiziellen Angaben Protestmaßnahmen gegen Deutschland ergreifen. „Die zuständigen Behörden, allen voran das Außenministerium, bereiten einen Aktionsplan vor“, sagte der Sprecher von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan, Ibrahim Kalin, am Mittwoch bei einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz in Ankara. Die vorgeschlagenen „Maßnahmen“ würden dann dem Ministerpräsidenten und dem Präsidenten vorgelegt. Details würden erst danach mitgeteilt. Die Türkei hatte vehement gegen die Bundestagsresolution protestiert.
Auswärtiges Amt kritisiert Verbalangriffe aus der Türkei
Bereits vorher hatte die Türkei deutsche Abgeordnete schwer angegriffen. Das Auswärtige Amt hat die Verbalangriffe aus der Türkei kritisiert. Der Geschäftsträger der türkischen Botschaft in Berlin sei am Dienstag zu einem Gespräch ins Auswärtige Amt eingeladen worden, hieß es am Dienstag aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. In dem Gespräch sei „deutlich“ gemacht worden, dass die jüngsten Äußerungen zu türkischstämmigen Bundestagsabgeordneten „mit Unverständnis aufgenommen wurden“. Am Donnerstag hatte der Bundestag die Massaker des Osmanischen Reiches an den Armeniern 1915/16 in einer Resolution als Völkermord eingestuft und eine Mitschuld des Deutschen Reiches eingeräumt. Die Türkei widerspricht dem und räumt lediglich Massaker, Vertreibungen und beiderseitige Gewalttaten ein.
Merkel kritisiert Erdogan
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte bereits zuvor die Vorwürfe des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan kritisiert. Die Parlamentarier seien frei gewählte Abgeordnete. Die Vorwürfe von der türkischen Seite halte sie für nicht nachvollziehbar, so Merkel bei einer Pressekonferenz mit dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew.
Erdogan hatte türkischstämmigen Bundestagsabgeordneten, die für die Armenier-Resolution gestimmt hatten, vorgeworfen, sie seien ein Sprachrohr der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Grünen-Chef Cem Özdemir, der sich besonders um die Armenien-Resolution bemüht hatte, steht derzeit wegen Morddrohungen unter Polizeischutz.