Gasstreit im Mittelmeer: Erdogan gegen Macron – hier entsteht ein gefährlicher Konflikt
Frankreichs Präsident Macron hat Erdogans Verhaltens im Gasstreit „inakzeptabel“ genannt. Ankara wiederum verhöhnt Macron als „Möchtegern-Napoleon“.
Die Türkei hat dem Bündnis aus Griechenland und Frankreich im Mittelmeer-Streit den Kampf angesagt. Die Regierung in Ankara verhöhnte den französischen Präsidenten Emmanuel Macron als „Möchtegern-Napoleon“ und wies Sanktionsdrohungen der EU-Mittelmeerländer am Freitag mit scharfen Worten zurück. Gleichzeitig kündigte die Türkei ein neues Seemanöver mit Schießübungen vor der Nordküste von Zypern an, das bis Montag dauern soll.
Athen und Paris drängen auf Strafmaßnahmen der EU gegen die Türkei. Frankreich will Kampfflugzeuge an Griechenland liefern. Zwei Wochen vor der EU-Entscheidung über Sanktionen hat es Deutschland als Vermittler schwer. Fahrettin Altun, Sprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, warf Macron auf Twitter Großmachtsambitionen und die Bewaffnung von Rebellen in Libyen vor; damit habe Frankreich der Nato geschadet. Ömer Celik, Sprecher der Regierungspartei AKP, bezeichnete Macrons Haltung als „kolonialistisch“.
Der französische Präsident hatte bei einem Treffen der sieben EU-Mittelmeerländer Frankreich, Italien Spanien, Portugal, Malta, Griechenland und Zypern am Donnerstag gesagt, die Türkei sei im östlichen Mittelmeer „kein Partner mehr“. Das Verhalten Erdogans sei „inakzeptabel“.
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Die Länder der so genannten Med7-Gruppe warnten die Türkei, die EU werde Sanktionen beschließen, wenn Ankara nicht einlenke. Das türkische Außenministerium antwortete am Freitag, die Stellungnahme der Med7 sei „losgelöst von der Realität“. Griechenland solle aufhören, die EU vor seinen Wagen zu spannen, und direkten Gesprächen mit der Türkei zustimmen.
Griechenland hält das türkische Vorgehen für illegal
Die Athener Regierung will jedoch ihren Schulterschluss mit Frankreich verstärken. Nach Medienberichten will Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis an diesem Samstag den Kauf von 18 französischen Kampfflugzeugen bekanntgeben.
Erdogan lässt seit Monaten in Gewässern um Zypern und nahe griechischer Mittelmeerinseln nach Gas suchen und beansprucht die Seegebiete für die Türkei.
Im Herbst hatte er einen Vertrag mit der libyschen Regierung abgeschlossen, der große Teile des östlichen Mittelmeeres zu türkischen Gebieten erklärte. Griechenland hält das Vorgehen der Türkei für illegal und hat einen eigenen Vertrag über die Abgrenzung von Seegebieten mit Ägypten geschlossen, der wiederum von der Türkei als Provokation betrachtet wird. Beide haben Kriegsschiffe in den umstrittenen Gebieten im Einsatz.
Gipfel zur Türkei am 24. und 25. September
Die EU hat sich auf die Seite ihrer Mitglieder Griechenland und Zypern gestellt und arbeitet an möglichen Sanktionen gegen die Türkei. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich als Vermittlerin eingeschaltet. Bei einem Gipfel am 24. und 25. September will die EU über Sanktionen gegen die Türkei entscheiden.
Unstrittig ist zwar die Bestrafung einzelner Personen oder Unternehmen, die an der Erdgassuche der Türkei beteiligt sind. Griechenland verlangt jedoch eine Ausweitung der Sanktionen, was einige EU-Staaten ablehnen, weil sie Schäden für die eigene Wirtschaft befürchten.
So sind spanische, italienische und französische Banken mit erheblichen Investitionen im türkischen Bankensektor engagiert. Auch die mehr als 7000 deutschen Unternehmen in der Türkei könnten betroffen sein. US-Außenminister Mike Pompeo will am Samstag bei einem Besuch auf Zypern versuchen, die Konfrontation zu entschärfen.
Schickt die Türkei auch Erkundungsschiffe nach Libyen?
Die USA stehen auf der Seite von Griechenland und Zypern und haben die Türkei mehrfach aufgefordert, die Suche nach Erdgas in umstrittenen Gewässern einzustellen. Die Türkei will ihre Aktivitäten im östlichen Mittelmeer aber noch ausweiten.
Aus türkischen Regierungskreisen verlautete, es gäbe Gespräche mit der libyschen Regierung über eine türkische Erkundung potenzieller Öl- und Gasfelder vor der libyschen Küste und auf dem Festland. Dabei würden besonders Gewässer vor der Hafenstadt Sirte ins Auge gefasst.
Sollte die Türkei tatsächlich Erkundungsschiffe nach Libyen schicken, dürfte sich der Streit mit den Europäern weiter verschärfen: In Libyen sind bisher vor allem die Energiekonzerne Total aus Frankreich und Eni aus Italien aktiv.
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