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Die türkische Polizei soll Demonstrationen der Studierenden an der Bosporus-Universität in Istanbul eindämmen.
© REUTERS/Kemal Aslan

Demonstrationen gegen Uni-Rektor in Istanbul: Erdogan befürchtet einen Volksaufstand wie bei Gezi-Protesten 2013

Melih Bulu wurde zum Rektor der Bosporus-Universität ernannt. Kritiker werfen ihm neben Treue zu Erdogan vor, bei seiner Doktorarbeit abgeschrieben zu haben.

Die türkische Polizei belagert eine der besten Universitäten des Landes. Hunderte bewaffnete Beamte in Kampfmontur riegelten am Mittwochvormittag den Haupteingang der Bosporus-Universität in Istanbul ab. Wasserwerfer standen bereit, Polizisten mit Gummigeschossgewehren gingen in Stellung.

Über dem Campus kreiste ein Hubschrauber, hohe Absperrgitter auf den Zufahrtsstraßen sollten verhindern, dass sich vor dem Tor Demonstranten sammeln. Das martialische Aufgebot soll den Protest der Studenten gegen die Ernennung eines Gefolgsmannes von Präsident Recep Tayyip Erdogan zum neuen Rektor der Elite-Uni ersticken.

Erdogans Regierung befürchtet, dass sich die Kritik an der neuen Leitung zu einem Volksaufstand wie dem Gezi-Protest 2013 ausweitet. „Wir fühlen uns, als sei ein Fremder in unser Heim eingedrungen“, sagte eine Studentin am Universitäts-Tor über die Ernennung von Melih Bulu zum Rektor.

Außer seiner Treue zu Erdogan hat der 50-Jährige keine erkennbare Qualifikation für den Chefposten an einer der besten Universitäten der Türkei vorzuweisen. Kritiker werfen ihm vor, bei seiner Doktorarbeit abgeschrieben zu haben.

Wasserwerfer gegen Studierende und brachiale Hausdurchsuchungen

Erdogan setzte sich mit seiner Ernennung über die Wünsche der Universität hinweg, die ihren Rektor traditionell aus den eigenen Reihen wählt. Seitdem laufen Studenten, Dozenten und Professoren an der Universität Sturm gegen die Entscheidung.

Die Polizei setzte Wasserwerfer gegen demonstrierende Studenten ein und nahm 17 von ihnen fest; bei einigen brachen die Beamten Wohnungstüren auf und rissen Wände ein, um sie herauszuzerren.

Um die Studenten vom Uni-Gelände fernzuhalten, verschlossen Polizisten am Mittwoch das Eingangstor vorübergehend mit Handschellen. Nur nach strengen Kontrollen durften die Studenten wieder auf den Campus. „Melih raus“, skandierten sie vor dem Rektoratsgebäude.

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Die Studenten wollen ihren Protest fortsetzen. Die Staatsmacht sieht in dem Protest eine regierungsfeindliche Aktion. An der Bosporus-Uni solle ein zweiter Gezi-Aufstand angezettelt werden, sagt Erdogans rechtsnationaler Koalitionspartner Devlet Bahceli.

Die Regierung stellt die Gezi-Kundgebungen von 2013, die sich an einem Bauprojekt im kleinen Gezi-Park in Istanbul entzündeten, als Putschversuch hin, der von Extremisten und ausländischen Kräften gesteuert worden sei.

Studenten und Lehrkräfte befürchten, dass mit dem neuen Rektor das Niveau an der Bosporus-Universität sinken wird. Die Hochschule ist ein Zentrum liberalen Denkens. Doch viele befürchten, dass Erdogan-Anhänger Bulu die Aufgabe hat, diese Tradition zu beenden.

Dozenten und Professoren würden sich deshalb in Europa neue Jobs suchen, sagt der Journalist Rusen Cakir voraus. Die Abwanderung hochqualifizierter Fachkräfte aus der Türkei ins Ausland dürfte sich verstärken.

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