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Komm ich aus Aachen, hab ich gut lachen. Armin Laschet nach den Gremiensitzungen in der CDU-Parteizentrale.
© dpa/Michael Kappeler

Die CDU und die K-Frage: Einer hat schon jetzt gewonnen

Ein strahlender Kanzleraspirant wird aus Armin Laschet nicht werden. Er ist aber einer, der doch das wird, was man ihm nicht zugetraut hat. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Am Ende ist es die Selbstachtung, die der CDU das Votum diktiert. Nicht mehr, nicht weniger. Oder hätten die Christdemokraten ihren Vorsitzenden Armin Laschet wirklich nicht zum Kanzlerkandidaten, ja, was, ausrufen sollen? Das hätten sie doch nicht können, ohne selbst Schaden zu nehmen. Und was für einen.

Selbstachtung deshalb, weil nicht der Schwanz mit dem Hund wedeln soll. Das war das gängige Bild in den zurückliegenden Tagen für die Situation. Will heißen: Die bundesweit gerechnet kleine CSU bestimmt, die CDU – viel, viel größer – folgt. Dann hätte Markus Söder, der CSU-Vorsitzende, ja auch gleich die ganze Union übernehmen können, eigentlich sogar müssen, weil er als Kanzlerkandidat und möglicher Kanzler den Ton vorgibt.

Das aber will natürlich keiner der CDU-Granden, von Norbert Röttgen mal abgesehen, aber der zählt auch nicht zu den Granden; er sitzt im Präsidium auf Bewährung. Nein, dass Angela Merkel, die amtierende Kanzlerin, gerade noch die Kurve bekam und Laschet, den Kollegen Regierungschef aus Nordrhein-Westfalen, dann wegen seiner Corona-Zahlen lobte, irgendwie, dazu gegen Söder, war das letzte Zeichen: Die CDU-Führung wird sich um ihn scharen.

Weil sie nicht anders kann. Sonst hätte nämlich Laschet, ohnehin noch nicht so lange im Amt, den Vorsitz gleich wieder abgeben können. Eine Katastrophe, und das wenige Monate vor der Bundestagswahl im September, für die der Wahlkampf von Unionsseite dringend beginnen muss, wenn überhaupt noch einer stattfinden soll. Bald sind ja schon wieder Sommerferien.

Dass Markus Söder gegen das CDU-Votum, das „Meinungsbild“, das aus Vorsicht und aus Rücksicht kein Beschluss war, aufbegehrt, ist nicht zu erwarten. Dazu ist er zu clever. Wahrscheinlich wird Söder, der nicht unter einem Mangel an Selbstbewusstsein leidet, eher im Gegenteil zur Selbstüberhebung neigt, jetzt der Teamspieler schlechthin sein. Warum? Weil er dann, wenn das Ergebnis der Wahl schlecht ausfällt, immer sagen kann: Seht ihr, ihr habt es ja nicht besser gewollt. Und wenn Laschet gewinnt? Dann auch wegen Söder, dem großen Selbstlosen.

Begnadetes Stehaufmännchen

Tatsächlich ist beides möglich. Laschet ist ein geradezu begnadetes Stehaufmännchen, einer, der plötzlich dann doch das wird, was man ihm gar nicht mehr zugetraut hat, Ministerpräsident, Bundesvorsitzender. Aber als Führungsfigur ist er nicht bekannt geworden.

Laschet ist keiner, an dem man sich aufrichten kann, da hilft auch nicht der Verweis auf seine Abstammung von Karl dem Großen. Er ist auch keiner, an dem man sich reibt. Wenn Laschet führt, dann im guten Fall zusammen; er moderiert die Dinge, manche würden lieber sagen: Er kungelt sie aus. Kungeln, das ist eine rheinische Spezialität. Laschet ist Rheinländer.

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Aber natürlich sind da auch die Seiten, die der CDU wie bei keinem Zweiten entsprechen: das Christlich-Soziale. Die rheinische Variante des Kapitalismus. Das Joviale. Und, nicht zu vergessen: Laschet kann aushalten, kann einstecken, ohne Geduld oder Nerven zu verlieren. Wie hart ist er schon kritisiert worden. Wie sehr hat man ihm zugesetzt in der Vergangenheit. Und, wohin hat es ihn gebracht? Genau: in diese Lage.

Die CDU auch. Laschet hat sie nämlich da reingebracht. Halb zog es sie, halb sank sie hin – und muss doch wissen, was sie tut. Umfragen, das wusste vor Laschet besonders auch immer Helmut Kohl, der genauso so viel an Kritik und an Häme ertragen musste, sind immer nur Momentaufnahmen. Wetterwendisch sind sie außerdem; lange hatte auch keine Umfrage Laschet als den nächsten NRW-Ministerpräsidenten auf der Rechnung. Nur dass seine Zahlen noch so ganz anders werden sollen und aus ihm ein strahlender Kanzleraspirant wird, damit ist nicht zu rechnen.

Und trotzdem kann Armin Laschet der nächste Kanzler werden. Angela Merkels Wahlergebnisse lassen grüßen.

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