Entlassung von FBI-Chef Comey: Donald Trump verstärkt den bösen Schein
Inmitten der Untersuchungen der "Russia Connection" feuert der US-Präsident mit FBI-Chef James Comey den Mann, der am meisten weiß. Will er die Aufklärung stoppen? Ein Kommentar.
Es ist atemberaubend, wie Donald Trump seine Glaubwürdigkeit beschädigt – und zugleich die des Präsidentenamts, denn die ist untrennbar mit der des Inhabers verbunden. Die Rücksichtslosigkeit seines Vorgehens provoziert Verdächtigungen, die bisher ins Reich der Verschwörungstheoretiker gehörten.
Die Grenze zwischen Beweis und leerem Verdacht verschwimmt
Inwieweit es überhaupt ausländische Versuche der Einflussnahme gab, untersuchen diverse Ausschüsse, mit Hilfe des FBI. Bislang ist kein zwingender Beleg aufgetaucht, dass Trumps Wahlkampfteam in Wahlmanipulation verwickelt war. Gerade jetzt bräuchten die USA eine glaubwürdige Trennung von Fakten und übler Nachrede, die parteipolitisch motiviert sein könnte. Auch für Trump und seine Mitarbeiter gilt bis zum Beweis des Gegenteils die Unschuldsvermutung.
Doch Trump feuert in dieser Situation den FBI-Chef James Comey, der wohl den besten Überblick über potenziell belastendes Material hat. Das wirkt so, als wolle er die Aufklärung stoppen. Hat er etwas zu verbergen und wird die Entwicklung ihm gefährlich? Das muss zwar nicht so sein. Aber die Art, wie er vorgeht, und die zeitliche Einbettung fördern einen bösen Anschein.
Und dann empfängt Trump den russischen Außenminister
Am Vortag hatten die Anhörungen zur Entlassung des Sicherheitsberaters Michael Flynn den Eindruck verstärkt, dass es Trump nur um Trump geht, dass er es mit der Wahrheit nicht genau nimmt, dass die Verantwortung für die nationale Sicherheit und Hinweise auf die Erpressbarkeit des Sicherheitsberaters für ihn zweitrangig sind.
Am Tag nach Comeys Entlassung empfängt er plötzlich den russischen Außenminister Sergej Lawrow. Wie sieht denn das aus im Kontext der Ereignisse – zumal es ungewöhnlich ist, dass der Präsident sich Zeit für einen Außenminister nimmt.
Trump provoziert bewusst. Verdoppelte Attacke ist für ihn die beste Verteidigung. Doch Washington hat seine eigenen Regeln. Auch Republikanern wird dieser Präsident allmählich peinlich. Einen Sonderermittler fordern nicht mehr nur Demokraten.
Noch halten die meisten Republikaner zum Präsidenten
Nach gut hundert Tagen im Amt wird Trump bereits mit Nixon im „Watergate“-Skandal verglichen. Ein Unterschied ist freilich: Noch haben ihn Abgeordnete und Senatoren der Republikaner nicht aufgegeben. Doch er tut einiges, was sie dazu bringen könnte. Wie soll das nur enden?
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