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„Dies ist ganz offensichtlich ein historisches Treffen“. US-Präsident Barack Obama (l.) und Kubas Staatschef Raul Castro.
© Mandel Ngan/AFP

Treffen zwischen Obama und Castro: Die USA und Kuba reden wieder miteinander

In Panama haben sich die Staatschefs beider früheren Erzrivalen zum ersten echten politischen Gespräch nach mehr als einem halben Jahrhundert zusammengesetzt. Trotz "tiefgreifender" Meinungsunterschiede betonen aber beide den gegenseitigen Respekt.

Ende des Kalten Kriegs in der Karibik: Mit einem historischen Handschlag und einem ersten echten politischen Dialog haben US-Präsident Barack Obama und Kubas Staatschef Raúl Castro eine neue Ära auf dem amerikanischen Kontinent eingeleitet. Beim Amerika-Gipfel in Panama zeigten sich das sozialistische Kuba und die USA wie selten bereit, ihre jahrzehntelange politische Feindschaft zu überwinden. Alle Länder der Region begrüßten die Annäherung, auch wenn der Weg zur Normalität kein einfacher wird.

„Dies ist ganz offensichtlich ein historisches Treffen“, sagte Obama am Samstag zu Beginn seines Gesprächs mit Castro am Rande des Gipfeltreffens. Tatsächlich handelte es sich um den ersten direkten Dialog auf Staatschefs-Ebene beider Länder seit der kubanischen Revolution 1959.

Auch der 83-jährige Castro, der gemeinsam mit seinem Bruder Fidel (88) die kubanische Revolution angeführt hatte, äußerte sich versöhnlich. Es könne Differenzen geben, entscheidend aber sei „der Respekt vor den Ideen der jeweils Anderen“.

Castro verlangt Ende der Sanktionen

Die Unterredung dauerte insgesamt etwa 1 Stunde und 20 Minuten, erzählten später die Kubaner. Bereits im Dezember hatten beide Politiker miteinander telefoniert und das Ende der Eiszeit zwischen Havanna und Washington beschlossen. Vorher waren sich beide Länder über ein halbes Jahrhundert spinnefeind.

Zuvor hatte Castro in einer emotionaler Rede wieder das Ende der US-Sanktionen gegen sein Land verlangt. Die Folgen des vor einem halben Jahrhundert verhängten Wirtschaftsembargos seien für die Kubaner „entsetzlicher, als sich jeder vorstellen kann“, sagte er. Sein Gegenüber lobte er aber ausdrücklich für die eingeleitete Annäherung. Er sagte: „Meiner Meinung nach ist Obama ein ehrlicher Mann“.

In Panama wurde das Treffen einstimmig gefeiert. Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff sagte, mit der Annäherung zwischen den früheren ideologischen Erzrivalen seien „die Überreste des Kalten Kriegs in der Region“ endgültig beseitigt.

„Wir haben sehr verschiedene Ansichten, wie eine Gesellschaft zu organisieren ist“

Obama und Castro betonten aber zugleich, dass beide Länder noch „tiefgreifende“ Meinungsunterschiede haben. „Wir haben sehr verschiedene Ansichten, wie eine Gesellschaft zu organisieren ist“, sagte Obama. Er machte klar, dass Washington auch weiterhin seine Stimme etwa bei Menschenrechtsverletzungen in Kuba erheben werde. Man sei nun in der Lage, ehrlich über Differenzen zu reden.

Erstes Ziel der Normalisierung auf der Schiene zwischen Washington und Havanna ist die baldige Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen und die Eröffnung von Botschaften. Allerdings geht es bei der Botschaftseröffnung langsamer voran als zunächst geplant.

Auch eine Entscheidung Washingtons, Kuba von der US-Terrorliste zu streichen, steht noch aus. „Wir sind noch nicht soweit“, sagte ein Obama-Berater in Panama. Zunächst müsse das Weiße Haus eine Empfehlung des State Departments prüfen.

Seit der kubanischen Revolution und der folgenden Enteignung amerikanischer Firmen vor mehr als 50 Jahren unterhalten Havanna und Washington keine diplomatischen Beziehungen. Mitte Dezember verkündeten beide Seiten aber überraschend, dass sie bald ihre diplomatischen Beziehungen normalisieren werden. (dpa)

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