Politbarometer: Die SPD verliert weiter
Erneut verschlechtern sich die Sozialdemokraten. Dem Koalitionspartner ergeht es dem Politbarometer zufolge besser. Der größte Gewinner aber heißt Winfried Kretschmann.
Langsam wird es wirklich problematisch für die SPD. Schon öfter glaubte man, dass sie weiter nicht mehr abrutschen könnte - und dann kam das nächste Tief. So wie jetzt. Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahlen wären, würden die Sozialdemokraten nur noch bei 22 Prozent landen (minus eins). Das geht aus dem Politbarometer von ZDF und Tagesspiegel hervor. Zum Vergleich: Vor drei Jahren stimmten immerhin noch 25,7 Prozent für sie. Die Rolle als Juniorpartner in der großen Koalition trägt nicht unbedingt dazu bei, dass der Abwärtstrend nachlässt. Anders sieht es beim Partner aus. Die Union kann wieder auf 36 Prozent zulegen (plus eins). Die AfD und die Grünen bleiben wie zuvor bei 12 Prozent. Die Linke liegt bei sieben Prozent (minus eins), und die FDP kommt auf ganze sieben Prozent (plus eins) - ihr höchster Wert seit sechs Jahren.
Diese Konstellation würde eine Koalitionsbildung ähnlich schwer machen, wie es im Moment auf Landesebene zu beobachten ist. Nach den Landtagswahlen dauert die Regierungsbildung in Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg weiterhin an. Auf Bundesebene wäre den Umfragen zufolge lediglich eine einzige Zweierkoalition möglich: die große Koalition. Ansonsten müssten sich Dreierbündnisse finden. Allerdings gibt es kein Bündnismodell, das zumindest die Hälfte aller Deutschen explizit befürwortet. Im Detail sind jedoch erhebliche Einstellungsunterschiede zu erkennen. Neben Rot-Grün, das mit 48 Prozent die höchsten Zustimmungswerte erreicht, oder einer großen Koalition sehen jetzt auch eine relative Mehrheit der 1260 Befragten Schwarz-Grün positiv. Mehr oder weniger klar abgelehnt würden Schwarz-Gelb, Rot-Rot-Grün oder eine CDU/CSU-AfD-Koalition.
In den USA und in GB gibt es eine Veränderung. Dort gewinnen Politiker mit einem klaren sozialdemokratischen Bekenntnis wieder an Zustimmung. Ebenso war es bei den letzten spanischen Wahlen. In Deutschland herrscht jedoch Stillstand. […] Viele können und wollen die Politik "der Alternativlosigkeit" nicht mehr akzeptieren. Sie haben es einfach satt.
schreibt NutzerIn 2010ff
Positive Einstellung gegenüber der Flüchtlingspolitik
Auch wenn sich viele Deutsche die SPD gut in einer Koalition vorstellen könnten, muss sie sich dennoch die Frage stellen, wieso sie an sich beim Bürger immer weniger ankommt. Einen so schlechten Wert wie diesmal hatte die Partei zuletzt im Oktober 2009. Dazu passt, dass die Sozialdemokraten auch nicht mehr ihre Spitzenposition bei den beliebtesten Politikern verteidigen konnten. Außenminister Frank-Walter Steinmeier rutschte auf Rang zwei ab. Neuer Führender in dieser Kategorie ist Winfried Kretschmann, der extrem von dem Wahlerfolg der Grünen in Baden-Württemberg und seiner lagerübergreifend hohen Reputation profitiert. Sein Imagewert wurde in den letzten Jahren nur von Angela Merkel erreicht beziehungsweise übertroffen. Die Kanzlerin landet diesmal auf Platz vier hinter Finanzminister Wolfgang Schäuble.
Merkel bescheinigen 55 Prozent der Befragten auch eine "eher gute Arbeit" im Bereich der Flüchtlingspolitik, dem mit Abstand wichtigsten Thema für die Deutschen. Auch glauben die meisten wieder, dass Deutschland die vielen Flüchtlinge verkraften kann. Waren im Februar nur 43 Prozent dieser Meinung, sind es nun 56 Prozent.
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