Kanzlerkandidat Martin Schulz: "Die SPD tritt an, das Land zu führen"
Nach seiner Nominierung zum SPD-Vorsitzenden und Kanzlerkandidaten trat Martin Schulz am Mittwoch vor die Presse. Sorgen macht er sich um das Auseinanderdriften der Gesellschaft.
Nach einer Sondersitzung der SPD-Bundestagsfraktion hat der frisch gekürte Kanzlerkandidat Martin Schulz gemeinsam mit Fraktionschef Thomas Oppermann am Mittwochmittag vor der Presse seinen Willen zum Sieg bekundet. Er habe die Bundestagsfraktion um Unterstützung und Vertrauen gebeten, sagte Schulz. Zuvor hatte ihn Oppermann zur Einführung als Kanzlerkandidaten mit großer Souveränität und Glaubwürdigkeit gepriesen.
Schulz kündigte an, in den Mittelpunkt seiner sozialdemokratischen Politik die Alltagssorgen der einzelnen Menschen und ihren Schutz zu rücken. Er kenne diese Alltagssorgen der Bürger aus seiner elfjährigen Zeit als Bürgermeister nur zu gut. Als weiteren Schwerpunkt kündigte er den Kampf gegen das Auseinanderdriften der Gesellschaft an. Die "Fliehkräfte der Krise" müssten gebändigt werden. Die SPD sei immer schon ein "Schutzwall gegen diese Fliehkräfte" gewesen. Der Zusammenhalt in der Gesellschaft müsse gestärkt und die Demokratie verteidigt werden.
Auf Nachfragen von Journalisten betonte Schulz, dass die SPD bis zum Ende der Wahlperiode den Koalitionsvertrag erfüllen werden. "Die SPD tritt aber an, das Land zu führen." Auf eine Koalitionsaussage wollte er sich aber nicht festlegen. "Wir wollen, in welcher Konstellation auch immer, den Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland stellen", sagte Schulz.
Auf die Frage, welche Rolle Sigmar Gabriel denn nun im Wahlkampf einnehme, beschränkte Schulz sich auf dessen neue Rolle als Außenminister, der den Zusammenhalt in Europa und die Stabilisierung der Welt vorantreiben müsse. Oppermann fügte hinzu: Gabriel werde im Wahlkampf eine "dienende Rolle" übernehmen. Die Bundestagswahl findet am 24. September statt.
In der vorausgegangenen SPD- Fraktionssitzung war Schulz nach Aussagen Oppermanns sowohl bei der Begrüßung als auch beim Abschied mit minutenlangem Beifall von den Abgeordneten bedacht worden. Er habe den vollen Rückhalt der Fraktion. Schulz könne Mehrheiten mobilisieren. "Unser Kanzlerkandidat soll Kanzler werden."
Claudia Cohnen-Beck