Börsencrash wegen China: Die Panik der Aktionäre ist verständlich
Der Crash an den Märkten weltweit ist nachvollziehbar – doch noch gibt es Hoffnung. Ein Kommentar.
So sieht eine Panikreaktion aus. Nur wenige Stunden dauerte es am Montag, und hunderte Milliarden Euro an Börsenwerten waren vernichtet. Wieder einmal ist es eine Nachricht aus China, die die Anleger schockte: Staatlichen Eingriffen zum Trotz brachen die Kurse in Schanghai so stark ein wie seit acht Jahren nicht mehr – woraufhin sich die Aktienmärkte weltweit ansteckten. Der deutsche Leitindex Dax fiel deutlich unter die Marke von 10 000 Punkten. Der Kurssturz war so heftig, dass Deutsche, die zu Jahresbeginn Aktien gekauft hatten, ihre Gewinne im Schnitt bereits verloren haben.
Rational begründen lässt sich diese Kettenreaktion auf den ersten Blick nicht. Schließlich ist der chinesische Aktienmarkt noch immer vergleichsweise klein. Erst seit Kurzem können Kleinanleger in China überhaupt in größeren Stil Aktien kaufen. Für Ausländer ist es trotz lockerer Regeln noch immer schwer, in den Markt einzusteigen. Die chinesische Börse ist international weitgehend abgeschottet. Umso mehr verwundert es daher, dass ein Aktiencrash in Schanghai weltweit einen solchen Verkaufsdruck auslöst.
Alle wollten am Boom in China teilhaben - jetzt hängen alle mit drin
Verständlich ist er dennoch. Dahinter steht die Angst vor Schlimmerem. Schließlich war China lange der Streber unter den Volkswirtschaften. Die Wirtschaft des Landes wuchs so schnell, dass alle nur eins wollten: daran teilhaben. Doch jetzt setzt sich die Erkenntnis durch, dass es Chinas Wirtschaft schlechter geht als bislang angenommen. Schon jetzt produzieren die chinesischen Firmen weniger, die Exporte gehen zurück. Experten zweifeln inzwischen daran, dass China sein Ziel von einem Wirtschaftswachstum von sieben Prozent halten kann.
Doch schwächelt die chinesische Konjunktur, spüren das auch deutsche Konzerne – zum Beispiel die Autobauer, für die China mittlerweile einer der wichtigsten Absatzmärkte ist. Gleichzeitig sinken die Rohstoffpreise, weil China weniger Öl und Kupfer kauft – was wiederum Länder wie Russland oder Brasilien trifft. Deshalb ist die Angst groß, dass es nicht nur an der Börse zum Crash kommt, sondern dass sich das Wachstum weltweit abschwächen könnte.
Es gibt Hoffnung, dass der Pessimismus der Börsianer unbegründet ist
Dabei gibt es derzeit noch gute Gründe dafür, dass alles anders kommt. So exportiert Deutschland noch immer deutlich mehr Waren in die USA oder nach Großbritannien als nach China – und in diesen Ländern wächst die Wirtschaft. Zudem wirkt der schwache Euro für viele hiesige Firmen wie ein kleines Konjunkturprogramm.
Dennoch ist verständlich, dass die Panik nun so heftig ausfällt. Denn käme es doch zu einer neuen Wirtschaftskrise, würde sie die Welt weitaus schlimmer treffen als 2008. Schließlich haben die Notenbanken heute kaum noch Möglichkeiten, eine Krise abzufedern. In Europa, den USA und Japan sind die Zinsen schon jetzt auf einem Rekordtief. Die Notenbanker können sie gar nicht mehr weiter senken, um die Kreditvergabe anzukurbeln und so die Wirtschaft zu stützen. Gleichzeitig fehlt aber auch vielen Regierungen aufgrund der hohen Schuldenstände der Spielraum für staatliche Konjunkturprogramme. Bleibt also nur zu hoffen, dass die Aktionäre mit ihrer Panikreaktion danebenliegen. Falls nicht? Gute Nacht.