Griechischer Finanzminister Yanis Varoufakis: "Die Deutschen müssten uns als stolze Nation am besten verstehen"
Der neue Finanzminister Griechenlands wirbt mit allen Mitteln um Unterstützung beim Abbau der Schuldenlast. Mit einer besonders heiklen Aussage wendet er sich jetzt direkt an Deutschland.
Vor seinem Besuch in Berlin hat Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis um deutsche Unterstützung für die neue Schulden- und Sparpolitik seines Landes geworben. „Ich denke, von allen Ländern in Europa verstehen die Deutschen am besten diese simple Nachricht. Wenn man eine stolze Nation zu lange demütigt und sie Verhandlungen und Kummer einer Schuldendeflationskrise aussetzt, ohne Licht am Ende des Tunnels, dann gärt es in dieser Nation irgendwann“, sagte Varoufakis am Mittwochabend in einem ARD-Interview.
Griechenland sei nicht allein Schuld an der Euro-Krise, auch beim europäischen Krisenmanagement seien Fehler gemacht worden. „Wir sind der erste Dominostein, der gefallen ist, aber wir sind nicht für den Dominoeffekt verantwortlich“, sagte Varoufakis. „Wir sollten am gleichen Strang ziehen und es als eine Systemkrise betrachten, die systematisch behandelt werden muss, anstatt gegenseitig mit dem Finger auf den anderen zu zeigen: Wie machst du das? Was macht der andere? Wir müssen als Europäer denken, uns zusammensetzen und die politischen Instrumente neu starten.“ Am Donnerstag trifft Varoufakis seinen deutschen Kollegen Wolfgang Schäuble (CDU). Er ist das erste Mitglied der neuen griechischen Regierung, das nach Berlin kommt. (dpa)