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Christine Lieberknecht im Jahr 2014
© imago images/pictureteam

Christine Lieberknecht im Porträt: Die Anti-Linke, die bald für 70 Tage Thüringen regieren soll

Warum hat Ramelow ausgerechnet die konservative Lieberknecht als Thüringens Ministerpräsidentin vorgeschlagen? Die Antwort ist ihr Werdegang.

Christine Lieberknecht – plötzlich ist der Name wieder in aller Munde. Es war schon still geworden um sie, die ehemalige Ministerpräsidentin in Thüringen. Sagen wir: Bis auf den einen oder anderen Kommentar zur friedlichen Revolution im vergangenen Jahr. Immerhin war sie Teil derer, die aus der evangelische Kirche kamen und zu einer immer kritischeren Haltung fanden.

Die frühere Pastorin, gebürtig aus Weimar, Tochter eines Pastors (und späteren Superintendenten), verheiratet mit einem Pastor, war seit 1981 Mitglied der Blockpartei CDU, außerdem ehrenamtliche FDJ-Sekretärin der Theologiestudenten an der Uni Jena, dann aber widerständig.

In den Jahren nach der Wende ließ sie das Geschehene auch nicht ruhen, als Präsidentin des Kuratoriums Deutsche Einheit und im Vorstand der Bundestiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Und nun soll Lieberknecht es wieder werden, Ministerpräsidentin. Diesmal für 70 Tage, bis zu einer Neuwahl. So dass die CDU nicht die Linke wählen muss, sondern sie wählen kann.

Warum Ramelow auf Lieberknecht kam

Wie Bodo Ramelow auf Lieberknecht kam? Nun, das hat mit dem 2. Dezember 2014 zu tun. Da teilte sie mit, nicht mehr als CDU-Landesvorsitzende zu kandidieren und, wichtiger noch, trotz der nur knappen rot-rot-grünen Mehrheit von einer Stimme bei der Wahl des Ministerpräsidenten nicht als Gegenkandidatin von Ramelow anzutreten.

Will heißen: Lieberknecht respektierte als Erste ihrer Partei die Mehrheit, die sich politisch gefunden hatte. Sie wollte kein Hazard-Spiel daraus machen. Und so wurde Ramelow am 5. Dezember im zweiten Wahlgang zu ihrem Nachfolger gewählt.

Das hat er Lieberknecht nicht vergessen, im besten Sinn. Ramelow hat ja auch einige ihrer Mitarbeiter von damals übernommen. Hinzu kommt: Lieberknecht, 61, ist konservativ, in mancherlei Hinsicht sogar sehr. Sie ist aber auch über Parteigrenzen hinweg geachtet. Nur nicht immer bei der sehr eigenen Thüringen-CDU.

Lieberknecht: Respekt auch von den anderen Parteien

Eine Legislaturperiode war sie auch Präsidentin des Landtags und erwarb sich dabei großen Respekt der Oppositionsparteien SPD und, damals als noch so genannt, PDS. Danach wurde die Christdemokratin Fraktionschefin, ein Umstieg der ungewöhnlichen Art, anschließend Ministerin für Soziales, Familie und Gesundheit im Kabinett von Dieter Althaus (dem sie noch als Landtagspräsidentin den Amtseid abgenommen hatte). Ihr Nachfolger im CDU-Fraktionsvorsitz wurde übrigens Mike Mohring.

Ministerin war Lieberknecht schon zuvor gewesen, nach der Wende für Kultus, sprich Bildung zuständig, dann im Kabinett Bernhard Vogel für Bundeangelegenheiten. Vogel schätzte und schätzt sie, nicht zuletzt wegen ihrer ausgleichenden Art, die sie dann auch in der Koalition mit der SPD als Regierungschefin zeigte. Diese Fähigkeit zum Ausgleich der Interessen ist jetzt wieder gefragt.

Lieberknecht zeigte klare Haltung gegen die Linkspartei

Dabei hat Lieberknecht selbst eine klare Haltung. Sowieso gegen ein Regierungsbündnis zwischen CDU und Linkspartei, weil die weder bei der Basis der CDU noch bei der Basis der Linken mehrheitsfähig wäre. Aber auch, weil die Linke nicht realpolitisch wie Ramelow sei, sondern viele noch immer auf jedem Parteitag offen gegen Institutionen des Staates und die gesellschaftliche Ordnung aufbegehrten.

Lieberknecht findet, dass eine klare Abgrenzung gegen Extremisten sowohl nach rechts als auch nach links das Markenzeichen der CDU sei. Daran hat sich für sie bestimmt nichts geändert. Aber die Wähler können ja ihre Wahl treffen.

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