Sicheres Gebiet? Von wegen!: Die Abschiebungen nach Afghanistan müssen aufhören
Die Bundesregierung schiebt unvermindert nach Afghanistan ab. Mehr als 41.000 Todesopfer im Land seit 2018 sprechen dagegen. Ein Kommentar.
Deutschlands Freiheit wird am Hindukusch verteidigt, meinte im Jahr 2004 der seinerzeitige Wehrminister Peter Struck. Heute muss man sagen: Deutschlands humanitärer Ruf wird am Hindukusch angegriffen. Und zwar durch eine weitere, schon die 27., Sammelabschiebung von Geflüchteten nach Afghanistan.
Dabei ist die Sicherheitslage dort unverändert – schlecht. Mehr als zehn Todesopfer und 20 Verletzte täglich, mehr als 41.000 Opfer seit 2018, das sind 30 Prozent aller Kriegsopfer weltweit. Afghanistan ist das gefährlichste, tödlichste Kriegsgebiet. Die Zahl der im Land Vertriebenen hat auch um eine Million zugenommen. Und Präsident Ashraf Ghani zufolge sind in den vergangenen fünf Jahren außerdem 45.000 Soldaten und Polizisten getötet worden.
Taliban auf dem Vormarsch, Warlords, die das örtliche Geschehen beherrschen: Wer will, wer kann da von sicheren Gebieten sprechen? Pro Asyl, die Hilfsorganisation, lässt Afghanistan-Experten zu Wort kommen. Die warnen, dass abgeschobenen Afghanen häufig die Wiederaufnahme in die Familie verweigert wird; sie müssten sich verstecken, könnten keine feste Wohnung finden oder Arbeit suchen. Wurde die Flucht mit Krediten finanziert, drohe bei Rückkehr Schuldsklaverei. Entführungen gibt es auch, weil ihnen Reichtum unterstellt wird.
So ist die Lage. Die man kennen kann. Ganz bestimmt die Bundesregierung. Wann stoppt sie die Abschiebungen nach Afghanistan?