Länder-Vergleich: Deutschland hat höhere Corona-Todesrate als die USA
Deutschland gehört mittlerweile zu den am schlimmsten betroffenen Ländern weltweit, wenn es um Corona-Tote geht. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle.
In Deutschland sterben mittlerweile vergleichsweise mehr Menschen an oder in Verbindung mit Corona als in den USA. Und das, obwohl sich in den Vereinigten Staaten in Relation weit mehr Menschen mit dem Virus infizieren. Das geht aus Zahlen der US-amerikanischen Johns-Hopkins-Universität hervor, die den Durchschnitt der vergangenen sieben Tage darstellen.
Pro eine Million Einwohner steckten sich in den USA am Mittwoch rund 750 Menschen an, in Deutschland waren es nur etwas weniger als ein Drittel davon. Deutschland liegt sogar im Vergleich der Länder Europäischen Union unter dem Durchschnitt – der liegt bei mehr als 300.
Bei den Todeszahlen liegt Deutschland hingegen vor den USA und nähert sich der Zahl von 11 Todesfällen pro eine Million Einwohner. In den USA versterben, Stand Mittwoch, etwas mehr als 10 Menschen pro Tag an oder in Verbindung mit Corona. Erst in der vergangenen Woche hatte Deutschland die USA überholt. Jetzt sind es so viele wie noch nie. Hier liegt Deutschland weit über dem EU-Durchschnitt von rund 7,5.
Auch die Todesrate pro bestätigtem Corona-Fall liegt in Deutschland mittlerweile höher als in den USA. Stand Anfang der Woche endeten hierzulande 2,2 Prozent der Infektionen tödlich, in den USA waren es 1,7 Prozent.
Bei den Todeszahlen pro eine Million Einwohner steht Deutschland mittlerweile unter den am schlimmsten betroffenen Ländern. Noch schlimmer betroffen sind lediglich Großbritannien und die vier EU-Länder Schweden, Tschechien, Litauen und Portugal. Die meisten Todesfälle pro eine Million Einwohner in den vergangenen sieben Tagen verzeichneten die Briten mit 23,1.
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Die hohe Todesrate könnte auch mit der Altersverteilung zusammenhängen. Die Tendenz ist klar: Die an oder in Verbindung mit Corona verstorbenen Menschen in Deutschland sind älter als in den USA. 96 Prozent der Verstorbenen in Deutschland sind dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge älter als 60 Jahre, allein knapp 70 Prozent älter als 80.
In den USA sind vier von fünf Corona-Toten älter als 65, allerdings lediglich 60 Prozent älter als 75. Das geht aus Zahlen der US-Gesundheitsbehörde CDC hervor.
US-Präsident Donald Trump wurde in den vergangenen Wochen und Monaten teils heftig für seinen Umgang mit der Corona-Pandemie kritisiert. Er verglich sie mitunter mit einer gewöhnlichen Grippe. Nach seiner Wahlniederlage im November gab es weitere Kritik, da er sich mit juristischen Schritten dagegen befasste und nicht mit der sich zuspitzenden Corona-Lage in den USA.
Die Ballung an Ländern in Europa, wo im Vergleich mehr Menschen an oder in Verbindung mit Corona sterben, könnte damit zusammenhängen, dass dort die deutlich aggressivere Corona-Mutante grassiert. Ein weiteres interessantes Detail in diesem Zusammenhang: In der EU liegt die Sieben-Tage-Inzidenz immer noch deutlich unter den USA.
Dass die USA deutlich mehr bestätigte Infektionen, aber im Vergleich weniger Todesfälle zu verzeichnen hat, ist auch damit zu erklären, dass in den USA deutlich mehr getestet wird. In den vergangenen Tagen waren es durchschnittlich vier Tests pro 1000 Einwohner, in Deutschland waren es knapp mehr als ein Test pro 1000 Einwohner.
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Der Anteil der positiven Tests an der Gesamtzahl gibt daher ein besseres Bild über das Infektionsgeschehen – und deckt sich mit den Todeszahlen. Denn die sogenannte Positivrate in Deutschland lag zu Beginn des Jahres ebenso knapp über der in den USA wie die Zahl der Menschen, die an oder in Verbindung mit Corona gestorben sind: In Deutschland lag sie Anfang Januar bei 16,1 Prozent, in den USA bei 15 Prozent.
So hoch war die Positivrate in Deutschland bis dahin noch nie gewesen, in den USA lag sie schon mal bei weit über 20 Prozent. In Deutschland sank die Rate in dieser Woche Daten des RKI zufolge wieder unter 13 Prozent, einen Vergleichswert aus den USA gibt es zu dieser Woche noch nicht.
Aufgrund der jeweiligen Lage sind beide Länder auf Tempo bei ihren Impfkampagnen bemüht. Die USA, die, Stand Dienstag, neun Millionen ihrer 328 Millionen Einwohner geimpft hat, geht nun bereits dazu über, nach und nach allen Menschen über 65 Jahre ein Vakzin zu spritzen. In Deutschland, wo erst knapp rund 690.000 Menschen geimpft wurden, dauert es noch etwas bis dahin – immerhin wurden aber zuletzt Millionen weiterer Impfdosen von Biontech und Pfizer geordert.